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Geschlossene Mezzanine-Fonds: „Honigbiene statt Heuschrecke“

Sascha J. Bolte
Sascha J. Bolte
DAS INVESTMENT.com: Sie sind nach der Insolvenz der „VACT AG – Faszination Mittelstand“ im September 2009 neu gestartet. Wie viel ist noch von der Vorgängergesellschaft aktuell? Sascha J. Bolte: Mit der ehemaligen VACT AG haben wir noch den ersten Teil des Namens gemein, einen großen Teil der Altaktionäre und den Ansatz der Mittelstandsfinanzierung. Wir haben im vergangenen Jahr das Unternehmen jedoch komplett restrukturiert. Dazu gehörte, dass wir im Insolvenzplanverfahren bei den stillen Beteiligten einen Verzicht von 15 Prozent der ursprünglichen Einlage und eine Kapitalerhöhung mit den Aktionären durchsetzen konnten. Vom ehemaligen Gründer, Vorstandsvorsitzenden und späteren Aufsichtsrat haben wir uns getrennt. DAS INVESTMENT.com: Und damit auch von dem äußerst sportlichen Ziel, mit einem Fonds vom Start weg 150 Millionen Euro einwerben zu wollen? Bolte: Ja. Unser aktueller reiner Eigenkapital-Fonds hat ein Volumen von 10 Millionen Euro. Und unsere Anleger sind jetzt nicht mehr wie früher typisch still Beteiligte, sondern Kommanditisten. Wir investieren in kleine und mittelständische Unternehmen, kurz KMU, mit Sitz in Deutschland und prognostizieren eine laufende vierteljährliche Ausschüttung von 6 Prozent jährlich nach Steuern über die vergleichsweise kurze Laufzeit von sieben Jahren. Wir übernehmen  keine Vorfinanzierungen, Start-ups bleiben ebenfalls außen vor. DAS INVESTMENT.com: Wo soll die Rendite herkommen? Bolte: Je nach Unternehmen und Beteiligungshöhe setzen wir den Zins für das von uns bereitgestellte Kapital zwischen 8 und 12 Prozent per annum an. Zusätzlich erhalten wir von den jeweiligen Unternehmen jährliche Gewinnbeteiligungen. Von den Einnahmen gehen die Gebühren für Treuhänder in Höhe von 0,5 Prozent  sowie für das Fondsmanagement in Höhe von 2,4 Prozent jährlich ab. Bei unserem Fonds ist also die planbare laufende Durchflussverzinsung und - im Gegensatz zu klassischen Private Equity Fonds - nur am Rande der jeweilige Exit der Renditebringer. DAS INVESTMENT.com: Ihr Renditeziel klingt allerdings auch bescheidener als die üblichen 12 Prozent vor Steuern, die beim Vertrieb von geschlossenen Private-Equity-Fonds lange Jahre den Anlegern in Aussicht gestellt, aber nicht ansatzweise erreicht wurden. Bolte: Wir bezeichnen unser Geschäftsfeld wohlweislich auch nicht als Private Equity, sondern als Mezzanine Investments. Mit risikoreichen Venture-Beteiligungen haben wir nichts zu tun. Auch nicht mit Dachfonds-Konzepten: Unser Fonds beteiligt sich auf Basis sehr konservativer Investitionskriterien in der Größenordnung von 250.000 bis 2,5 Millionen Euro pro Investment direkt an aussichtsreichen Unternehmen des deutschen Mittelstandes. Wir werden also bei rund 20 unterschiedlichen Investitionen landen, wobei wir auch hier mit Banken und weiteren institutionellen Partner zusammen arbeiten werden. DAS INVESTMENT.com: Woher nehmen Sie die Expertise für die Auswahl? Bolte: Zum einen haben wir durch die Sanierung der VACT AG unter Beweis gestellt, dass wir die Struktur eines Unternehmens analysieren, gegebenenfalls umgestalten und Potenziale heben können. Ich persönlich bin seit 2007 bei der VACT und habe die Sanierung mit Unterstützung des neuen Aufsichtsrats umgesetzt. Zuvor war ich zehn Jahre unter anderem in der Unternehmensberatung tätig und habe dabei viele KMU begleitet und beraten. Darüber hinaus  sehen wir bei den Zielunternehmen eine ausführliche Due Diligence durch interne und externe Selektions- und Ratingprozesse vor. Dabei spielt unser Investitionsausschuss eine entscheidende Rolle ... DAS INVESTMENT.com: … der allerdings in der Vergangenheit bei einigen Initiatoren eher an einen Operettenbeirat erinnerte. Bolte: Davon kann bei uns nicht die Rede sein. Zum Investitionsausschuss zählen unter anderem der Rating-Experte Oliver Everling und Thomas Freiherr von Tucher, der langjährig Vorstandsmitglied der Deutschen Hypothekenbank war.  Durch externe Ratings holen wir uns eine Meinung von außen ein und vermeiden, gegebenenfalls etwas betriebsblind und zu euphorisch in der Einschätzung zu sein. Vorsitzender unseres Aufsichtsrats ist Christian Hoffmeister, der lange Geschäftsführer des Emissionshauses Kan Am war und ebenfalls über ein ausgezeichnetes Netzwerk verfügt. DAS INVESTMENT.com: Wie viel der Anlegergelder fließt in die Beteiligungen? Bolte: 90 Prozent exklusive Agio. DAS INVESTMENT.com: Investieren Sie mit dem neuen Fonds auch in Unternehmen, an denen die VACT AG bereits aus früherer Zeit Anteile hält? Bolte: Nein, das haben wir, um Interessenkonflikte zu vermeiden, kategorisch ausgeschlossen. DAS INVESTMENT.com: Haben Sie bereits Beteiligungen im Visier? Bolte: Ja. Acht Unternehmen sind  bereits in der Auswahl, etwa zwei Industrie- bzw. Technologieunternehmen, ein innovativer Service Dienstleister  oder eine größere Kommunikationsagentur, die für mehrere Expansionsphasen das nötige Eigenkapital brauchen. Ab Spätsommer wollen wir investieren. Gegenwärtig bekommen aufgrund der durch Basel II und der Finanz- und Wirtschaftskrise verschärften Kreditanforderungen mehr als 40 von 100 Unternehmen keinen Kredit von der Bank. Hinzu kommt das Unternehmen  sich auch zunehmend unabhängiger von der klassischen Kreditfinanzierung machen möchten und verstärkt nach alternativen Finanzierungsformen suchen. Insofern sehen wir großes Potenzial. DAS INVESTMENT.com: Verbessert das Mezzanine-Kapital die Bonität eines Unternehmens? Bolte: Erheblich - der Vorteil für die Unternehmen ist, dass ihr Eigenkapital vergrößert wird ohne dabei die Gesellschafterstruktur zu verändern und sie damit auch wieder leichter an Kredite von Banken herankommen. Wir sind mit unserem Geschäftsmodell also alles andere als eine Heuschrecke, sondern eher eine Honigbiene für die Branche.

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