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in Fintechs & DigitalisierungLesedauer: 7 Minuten

Ginmon-Gründer Lars Reiner im Interview „Wir sind keine Konkurrenz zu Anlageberatern – eher zu Fondsmanagern“

Lars Reiner gründete 2014 mit Partnern das Frankfurter Robo-Advice-Unternehmen Ginmon
Lars Reiner gründete 2014 mit Partnern das Frankfurter Robo-Advice-Unternehmen Ginmon

DAS INVESTMENT.com: Sie bieten eine automatisierte Geldanlage an. Wie muss man sich das vorstellen?

Lars Reiner: Der eine oder andere denkt, wir würden hier an Maschinen bauen, die das Beratervolk ersetzen sollen. Wir betreiben aber einfach algorithmusbasiertes Portfoliomanagement. Ich sehe uns nicht als Konkurrenz zu einem Anlageberater.

Umgekehrt sehen viele Berater in Ihnen aber sehr wohl eine Konkurrenz.

Reiner: Wenn überhaupt, sind wir Konkurrenten von Fondsmanagern. Wir selektieren allerdings keine Einzeltitel, sondern steuern die Portfolio-Allokation über Anlageklassen. Damit wetten die Kunden nicht auf einzelne Unternehmen, sondern auf ganze Assetklassen. Es gibt Modelle, die zeigen, dass sich 97 Prozent der Rendite allein durch die Asset-Allokation erklären lassen. Und drei Prozent hält man für Glück. Unser Ansatz basiert auf dem Konzept von Eugene Fama.

Welchen Ratschlag würden Sie einem klassischen Berater erteilen?

Reiner: Ich würde mich nicht gegen die digitale Entwicklung stellen, sondern würde überlegen, wie ich davon für mich und meine Kunden profitieren kann. Sich dieser Entwicklung entgegenzustellen ist wie sich dem autonomen Fahren entgegenzustemmen. Natürlich passiert hier auch noch mal in Unfall. Statistisch gesehen gibt es dabei letztlich aber weniger Unfälle, als wenn Menschen steuern.

Woher kommt das Geld, das bei Ihnen investiert wird – ziehen Ihre Kunden es aus anderen Investments ab und legen es stattdessen bei Ihnen an?

Reiner: Wir sehen zwar auch Depot-Überträge. Aber die meisten Gelder, die uns zufließen, sind freie Liquidität – Gelder, die quasi noch brachliegen. Die Mittel kommen von Tagesgeld- oder Girokonten.

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Sie erschließen also neue Anlagegelder?

Reiner: Sicherlich. Es ist immer die Rede von Altersarmut und Rentenlücke. Die Politiker denken sich immer wieder neue Rentenmodelle aus. Dabei ist die Lösung eigentlich – und da sind sich alle Experten einig – relativ einfach. Die Leute müssen anfangen langfristig zu denken und Kapitalmarkt-Investments zu tätigen.

Meinen Sie, dass vor allem Fintech-Unternehmen dafür sorgen, dass brachliegendes Geld jetzt auch endlich angelegt wird?

Reiner: Es wird den Menschen immer bewusster, dass Geld, das auf Sparkonten lagert, heutzutage nicht mehr wird, sondern sich verringert. Wenn Privatanleger sich dann im Internet informieren, stoßen sie eher auf uns als auf eine Sparkasse in Buxtehude. Wir haben eine Präsenz. Das Internet ist auf unserer Seite.

Wer sind Ihre Kunden?

Reiner: Das Internet ist ein Wachstumskanal, der vor allem junge Leute anspricht. Trotzdem liegt unser aktuelles Durchschnittsalter etwa bei 40 Jahren. Für jeden Kunden, der unter 30 ist, haben wir auch einen, der über 60 ist.

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