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Globale Aktien Warum bald die Stunde der Stockpicker schlagen könnte

Die von Premierminister Shinzo Abe angekündigten Marktreformen in Japan bleiben noch aus. (Foto: Getty Images)
Die von Premierminister Shinzo Abe angekündigten Marktreformen in Japan bleiben noch aus. (Foto: Getty Images)
Auf den ersten Blick haben sich die globalen Aktienmärkte im ersten Quartal 2014 offenbar kaum bewegt. Die verschiedenen breiten Barometer für die Entwicklung von US- und globalen Aktien schlossen das Quartal knapp über ihrem Ausgangsniveau. Doch auf den zweiten Blick ist eine Ertragsspanne über Regionen und Branchen zu erkennen, die unseres Erachtens klare Abweichungen und eine gar nicht so ruhige Marktentwicklung aufzeigt.

Die Investoren gingen unseren Analysen zufolge von der im letzten Jahr verfolgten Strategie ab, verstärkt auf Japan und andere Industrieländer sowie auf Growth statt Value zu setzen. Diese interne Rotation könnte im Zusammenspiel mit unspektakulären Ertragserwartungen auf kürzere Sicht die Grundlage für eine leichte Aufwärtstendenz der globalen Märkte bilden.

Japan braucht Marktreformen für nachhaltige Veränderungen

Auf regionaler Ebene sehen wir drei Schlüsselfaktoren, die im Quartal zum Abverkauf auf den japanischen Aktienmärkten beitrugen. An erster Stelle steht eine leicht sinkende Risikobereitschaft aufgrund der Spannungen zwischen Russland und der Ukraine. Dieses „Risk-off“-Szenario veranlasste Anleger zum Kauf japanischer Yen.

Die erstarkende Währung wurde als negativ für den lokalen Aktienmarkt erachtet. An zweiter Stelle stehen wiedererwachte Sorgen um das Wirtschaftswachstum im Vorfeld einer Umsatzsteuererhöhung, die am 1. April in Kraft trat. Die entsprechenden Lohnsteigerungen fielen dagegen minimal aus.

Drittens hatten sich die Anleger von der Regierung Premierminister Shinzo Abes nach seinen beiden „Pfeilen“ verstärkter geldpolitischer Anreize und fiskalpolitischer Unterstützung einen „dritten Pfeil“ aus Marktreformen erhofft, um nachhaltige Veränderungen zu bewirken.

Bislang hat die japanische Regierung jedoch noch nichts Nennenswertes angekündigt. Wir glauben allmählich, dass Abes dritter Pfeil noch fest in einem Köcher steckt, der irgendwo auf einer umstrittenen Insel im Wandschrank liegt.

Value-Segment wieder en vogue


Dieser Trend zur Abkehr von 2013 bevorzugten Anlagestrategien war auch auf Sektor- und Branchenebene festzustellen. Nach der Ende 2013 bestehenden Vorliebe der Anleger für Growth strömten sie im ersten Quartal 2014 nach unseren Analysen ins Value-Segment zurück. Unter den Sektoren des MSCI World Index lagen Versorgung und Gesundheit im ersten Quartal 2014 klar an der Spitze.

Die Biotech-Branche aus dem Gesundheitssektor steigerte den Indexertrag 2013 zwar, doch im ersten Quartal 2014 stammten die höchsten Branchenbeiträge von Pharma- und Gesundheitsunternehmen, einer Sparte, in der überwiegend US-Titel vertreten sind.

Der zyklische Konsumgütersektor war im ersten Quartal dagegen der größte Verlustbringer, da Online- und Medienunternehmen – die Stars von 2013 – 2014 zunächst hinterherhinkten.

Aufwärtstendenz an globalen Aktienmärkten?

Eine „Korrektur“ blieb auf den globalen Aktienmärkten im ersten Quartal zwar aus, doch die Rotation des Marktes in Regionen und Branchen, die bislang weniger populär waren, sorgte unseres Erachtens für einen Konsolidierungseffekt.

Auch für die nächsten beiden Quartale beurteilen wir die Ertragserwartungen eher zurückhaltend. Die Kombination dieser beiden Faktoren könnte die Grundlage für eine leichte Aufwärtstendenz der globalen Aktienmärkte in absehbarer Zukunft bilden.

Auf den Rentenmärkten gaben länger laufende US-Anleihen währenddessen im Quartal weiter leicht nach – eine Entwicklung, für die wir gute Grundlagen erkennen. Die zuletzt veröffentlichten Wirtschaftsdaten waren solide. Beschäftigung und Bruttoinlandsprodukt wuchsen ordentlich, und die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) drosselt ihr quantitatives Lockerungsprogramm weiter. Auf der ersten Pressekonferenz unter Leitung der neuen Fed-Chefin Janet Yellen wurde angedeutet, dass die Fed Funds Rate bereits 2015 anziehen könnte.

Richtige Einzeltitelauswahl sollte sich auszahlen


In Europa geht die Entwicklung dagegen weiter in die entgegengesetzte Richtung. Die Renditen europäischer Anleihen, allen voran solche aus peripheren Ländern der Eurozone, gaben im Quartal allgemein nach. Irland zapfte mit einer Emission im Volumen von 3,75 Milliarden Euro im Januar erfolgreich die Kreditmärkte an, und es wurde sogar über eine mögliche Platzierung von Staatsanleihen durch Griechenland gesprochen.

Nach Quartalsende erlöste Griechenland drei Milliarden Euro. Wir staunen immer wieder über das offenbar kurze Gedächtnis und die Risikobereitschaft der Anleger.

Außerdem möchten wir feststellen, dass die Rally europäischer Anleihen weiter den Aufwärtstrend der Kurse europäischer Bankaktien unterstützte. Viele europäische Banken halten bereits erhebliche Bestände an europäischen Staatsanleihen und haben den Anteil von Staatspapieren an ihren Bilanzen im Quartalsverlauf weiter erhöht.

Insgesamt geraten wir offenbar von einer Phase, in der die Märkte Spielball makroökonomischer Faktoren waren, in eine Phase, in der abnehmende Korrelationen globaler Aktien Stockpicker begünstigen.

Wir konzentrieren uns weiter auf unsere zentrale Aufgabe: das gründliche Bottom-up- Research. Unserer Ansicht nach könnten rückläufige Korrelationen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sich die richtige Einzeltitelauswahl auszahlt, doch im ersten Quartal 2014 sorgten sie für eine große Bandbreite der Erträge zwischen Aktien, die sich gut entwickelten, und anderen.

Infolgedessen könnten sich Nachrichtenfluss und Anlegerstimmung unseres Erachtens kurzfristig – so oder so – auf die Erträge auswirken.

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