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Aktualisiert am 07.02.2020 - 16:09 Uhrin MärkteLesedauer: 8 Minuten

Globaler Ausblick 2015 von Edmond de Rothschild Der Dominoeffekt der US-amerikanischen Wirtschaft

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Japan

Infolge des deutlichen Anstiegs der Konsumsteuer im April 2014 glitt die japanische Wirtschaft im zweiten und dritten Quartal des vergangenen Jahres in eine Rezession. Nach der Verschiebung der ursprünglich für 2015 geplanten zweiten Anhebung der Mehrwertsteuer und vor dem Hintergrund des Rückgangs der Energiekosten dürften Konsumausgaben und Investitionen jedoch wieder steigen. Echte Strukturreformen haben zwar kaum Fortschritte erzielt, aber der Arbeitsmarkt entwickelt sich dynamisch und der Sieg des Premierministers bei den Wahlen im Dezember bedeutet, dass er seinen Verantwortungen gerecht wird.

Schwellenländer

Das chinesische Wirtschaftsmodell ist weiter im Wandel. Auch wenn die Tendenz zu mehr Konsum angesichts hoher Überschuldung, insbesondere von kommunalen Behörden und Bauunternehmern, gesunken ist, hat Peking bestätigt, dass der Binnenkonsum zulasten von Investitionen und Exporten gestärkt werden soll.

Nachdem sie Immobilienspekulationen ein Ende gesetzt hat, will die Zentralbank den schrittweisen Schuldenabbau mit geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen begleiten und gleichzeitig das Finanzsystem entlasten. Das ist ein ehrgeiziges Programm, das nicht ohne Risiken ist. In gewissem Maße wird es sich auch auf das Wachstum auswirken (geplantes Wachstum für 2015: 7 Prozent) und chinesische Industrierohstoff-Lieferanten treffen. Allerdings bringt der Absturz des Ölpreises dem zweitgrößten Importeur der Welt auch offenkundige Vorteile.

Länder wie Brasilien werden unter dem Preisverfall bei Rohstoffen und niedrigeren Exporten nach China leiden. Die wirtschaftliche Lage führt für führende ölproduzierende Länder weiterhin zu einigen Schwierigkeiten. Sie werden zeitweise auch ihre Währungen stabilisieren müssen. Indien dürfte angesichts seiner verbesserten Leistungsbilanz und des von der Modi-Regierung ins Leben gerufenen Reformprogramms als Gewinner aus dieser Situation hervorgehen.

Zinsen und Währungen

Der vergangene November markierte das Ende des Programms der quantitativen Lockerung der US-Notenbank. Die Geldpolitik der Fed dürfte allerdings noch einige Zeit akkommodierend sein. Janet Yellen, Präsidentin der Fed, zeigt sich zurückhaltend beim Thema Beschäftigung und fordert, dass die Arbeitslosigkeit weiter sinken muss. Der Rückgang der Energiepreise wird ihr mehr Spielraum verschaffen.

Im Dezember machte die Fed deutlich, dass sie an keinen Zeitplan zur Anhebung der Zinssätze gebunden sei. Allen Entscheidungen werde eine Bewertung der wirtschaftlichen Lage zugrundegelegt. Ziel der US-Notenbank ist eine Normalisierung der Geldpolitik – sie sagt aber auch, sie könne „geduldig sein“.

Wir können daher wohl mit einem schrittweisen Ansatz rechnen. Die Zentralbanken sind bislang bei der Kommunikation über ihre Politik sehr behutsam vorgegangen, um heftigen Reaktionen der Finanzmärkte vorzubeugen und Volatilität zu begrenzen. Das dürfte sich in Zukunft jedoch als knifflige Aufgabe erweisen und könnte sogar zu Spannungen an den Anleihemärkten führen, wo die Liquidität deutlich zurückgegangen ist.

Mit dem Kauf von besicherten Anleihen und Verbriefungsinstrumenten hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Bekenntnis zu unkonventionellen taktischen Maßnahmen bekräftigt. Es ist jedoch nach wie vor unklar, wie weit die EZB gehen wird, um die Banken dazu zu bewegen, wieder mehr Kredite zu vergeben. Paradoxerweise hat der Rückgang des Ölpreises, der vermeintlich zusätzlichen Druck auf die Bank ausübt, es ihr tatsächlich leichter gemacht, ihre Politik zu verfolgen. Der Rutsch von Preisindizes in den negativen Bereich dürfte der EZB helfen, den deutschen Widerstand gegen noch radikalere Maßnahmen wie den Kauf von Staatsanleihen zu überwinden.

Spanische und italienische Staatsanleihen dürften von diesem neuen Programm profitieren. Das Hauptaugenmerk muss jedoch auf Kreditrisiken liegen. Wir bevorzugen europäische (anstelle von US-amerikanischen) High-Yield-Anleihen, nachrangige Finanzanleihen und Wandelanleihen, denen ihre Eigenkapitalsensitivität zugutekommen wird.

Die seit dem vergangenen Sommer vorherrschende Pro-Dollar-Lage beruht weiterhin auf soliden Fundamentaldaten. Es ist durchaus zu erwarten, dass der Unterschied zwischen der US-amerikanischen Geldpolitik einerseits und der akkommodierenden Haltung in der Eurozone und in Japan andererseits weiter bestehen und sogar noch größer werden wird, was  Anleger dazu motivieren könnte, in US-Dollar zu investieren. Anleger berücksichtigen diesen Aspekt jedoch schon, so dass die Volatilität im Vergleich zu den letzten Monaten zunehmen könnte