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Globaler Wachstumsausblick "Ölkonsumenten werden 2015 die Gewinner sein, Ölproduzenten die Verlierer"

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Japan, Eurozone, China, Indien und USA Profiteure der rückläufigen Ölpreise

Obwohl das globale Wachstum 2015 wahrscheinlich positiv überraschen wird, wird die Wachstumsdynamik stark auseinanderdriften – je nachdem, ob es sich bei den Ländern um Nettokonsumenten oder Nettoproduzenten von Öl handelt. Unter den maßgeblichen Volkswirtschaften dürften Japan, die Eurozone, China, Indien und die USA am stärksten von rückläufigen Ölpreisen profitieren. Am anderen Ende des Spektrums werden wohl Russland und in einem geringeren Maße Brasilien auf der Verliererseite stehen.

Ein weiterer Faktor, weshalb wir für 2015 von einem stärkeren globalen Wachstum ausgehen, ist der Umstand, dass die Fiskal- und Geldpolitik in den meisten maßgeblichen Ländern weltweit weiterhin leicht wachstumsfördernd wirken dürften. In Japan und China gehen wir davon aus, dass sowohl die Fiskal- als auch die Geldpolitik einem schnelleren Wachstum leicht zuträglich sein werden. In der Eurozone dürfte vor allem die Geldpolitik einen geringfügigen Beitrag zu einem schnelleren Wachstum leisten. Für die USA gehen wir von einer weniger wachstumsfördernden Fiskalpolitik aus, obwohl es zu einer Zinsstraffung kommen dürfte.

Doch reichen die zurzeit rückläufigen Ölpreise aus, um das Basisszenario für die Geld- und Fiskalpolitik umzuwerfen? Diese Frage hat vor allem für die USA Relevanz, wo unser Basisszenario auf eine Zinsstraffung durch die Federal Reserve (Fed) zwischen Juni und September 2015 hinausläuft. Diese Erwartung spiegelt sich übrigens auch allgemein in den Marktpreisen und Einschätzungen zur wirtschaftlich auseinanderdriftenden Entwicklung in den USA und in anderen maßgeblichen industriellen Volkswirtschaften für 2015 wider.

Ben Bernanke bestätigt positiven Ausblick für die US-Wirtschaft

Im Dezember luden wir den ehemaligen Fed-Versitzenden Ben Bernanke ein, damit er seine grundlegenden Einschätzungen zur Wirtschaft und Geldpolitik in den USA darlegt. Der Ex-Fed-Chef bestätigte unsere Sicht, wonach der Ausblick für die US-Wirtschaft 2015 zunehmend positiv ist. Das zeigt sich an der Verbesserung der Haushaltslage und dem steigenden Vertrauen ebenso wie an verstärkten Hinweisen auf eine sich selbst tragende und breit angelegte Konjunkturerholung. Auch wenn sich die Produktionslücke schließt, besteht noch Spielraum für ein Fortschreiten der wirtschaftlichen Expansion, da am Arbeitsmarkt weiterhin Stagnation herrscht und die Erholung des Immobilienmarkts noch im Anfangsstadium steckt. Ferner deutete Bernanke an, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger weiterhin mit Bedacht handeln werden. Sie werden über die rückläufige Gesamtinflation in den USA 2015 hinausblicken und sich auf die Höhe und Dynamik des realen Wachstums sowie auf die Entwicklung der Kerninflation in Richtung Zielwert konzentrieren, um den richtigen künftigen währungspolitischen Kurs festzulegen.

Bei den Diskussionen zum Ausblick, was die Höhe und Dynamik des realen Wachstums und die Kerninflation in den USA betrifft, kamen wir zu dem Schluss, dass beide Elemente die Fed in ihrem Entscheidungsprozess 2015 wahrscheinlich zu einer währungspolitischen Straffung veranlassen werden. Obwohl der zurzeit rückläufige Ölpreis Anfang 2015 für eine negative Gesamtinflation sorgen wird, gehen wir davon aus, dass die Fed zwischen Juni und September 2015 die Zinsen erhöhen wird.

Die Aussicht auf eine Zinserhöhung in den USA im nächsten Jahr dürfte zu einer Entkoppelung gegenüber dem Ausblick für andere Industrienationen führen. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan (BoJ) werden 2015 weiterhin eine lockere Geldpolitik verfolgen. In der Eurozone setzt eine große Produktionslücke nach wie vor die Kerninflation unter Druck. Letztere liegt weit unter dem Ziel der EZB. In Japan werden sich unterdessen schlecht verankerte Inflationserwartungen vordergründig auf die Maßnahmen der BoJ auswirken.