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Fondsmanager bei Hansainvest „Gold ist eine wichtige Form der Versicherung“

Nico Baumbach, Fondsmanager bei Hansainvest
Nico Baumbach, Fondsmanager bei Hansainvest
DAS INVESTMENT: Aufgeblähte Notenbankbilanzen, Griechenland-Drama,  ISIS-Terror, Ukraine: Wie kann es sein, dass Gold bei so viel Krise und Papiergeld seit knapp vier Jahren immer billiger wird? Liegt es nur an der nicht vorhandenen Inflation und dem drohenden Zinsanstieg?

Nico Baumbauch: Es ist richtig, dass die weltweite Geldschöpfung seitens zahlreicher Zentralbanken ein starkes Argument für Gold ist. Denn Gold ist die einzige Währung, die nicht durch politischen Willen allein vermehrbar ist. Dieses Argument wird aber derzeit von anderen Argumenten überlagert beziehungsweise von den Investoren ausgeblendet. Insbesondere belasten die Erwartungen einer Zinserhöhung in den USA und eines weiter aufwertenden US-Dollar den Goldpreis.

Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass sich der Goldpreis in der letzten Zeit in einer Vielzahl von Währungen durchaus positiv entwickelt hat. Aus  Sicht eines Euro-Investors konnte man seit Ende 2013 beispielsweise eine Wertentwicklung von 20 Prozent erzielen. Noch besser sieht es in den meisten Schwellenländern aus, in denen Gold durchaus kein schlechtes Investment war.

Hat der Goldpreis auf aktuellem Niveau einen Boden erreicht  und was muss passieren, damit er wieder alte Höhen erklimmt? Der Goldpreis bewegt sich seit Mitte 2013 in einem Korridor zwischen rund 1.140 US-Dollar und etwa 1.400 US-Dollar pro Feinunze. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Begrenzungen auch noch einige Zeit ihre Gültigkeit behalten.

Die Investoren haben derzeit offenbar keine großen Sorgen, was die Krisen in der Welt angeht. Sie greifen stattdessen lieber zu Aktien und anderen risikobehafteten Anlageklassen. Der Wunsch nach Absicherung ist eher gering, was allerdings angesichts der schwelenden Krisen weltweit wie Griechenland, Ukraine und Syrien doch verwundert. Sollten derartige Krisen wieder in das Bewusstsein der Marktteilnehmer gelangen und deren Handlungen beeinflussen, dann sollte auch Gold davon profitieren.

Wann rechnen Sie mit einem nachhaltigen Anstieg des Goldpreises? Ich denke, der Goldpreis ist auf diesen Levels gut unterstützt. Ein nachhaltiger Anstieg des Goldpreises bedarf allerdings schon eines Katalysators, der die Risikoneigung der Investoren beeinflusst. Häufig sind es Krisen oder exogene Schocks, die die Anleger zum Umdenken veranlassen. Wann diese jedoch auftreten, ist nicht vorherzusagen. Es ist vergleichbar mit einer Unfallversicherung: Man kann ja auch nie voraussagen, wann und ob man einen Unfall hat. Hat man dann aber einen, ist man sehr froh, dass man dagegen abgesichert ist.

Noch vor nicht allzu langer Zeit rieten Vermögensverwalter  zu einem Goldanteil im Depot von 10 oder sogar 20 Prozent. Wie haben Sie vor zwei, drei Jahren gedacht? Hat sich daran etwas geändert? Ein Goldanteil von 20 Prozent ist in der Regel keine sinnvolle Beimischung. Wir empfehlen einen Anteil, der eher zwischen 5 Prozent und 10 Prozent liegt. Diese Einschätzung haben wir schon vor fünf Jahren gehabt – und daran hat sich auch in der letzten Zeit nichts verändert.

Aus unserer Sicht sollte ein Investment in Gold auch nicht in erster Linie nur „Kriseninvestment“ sein, sondern ein strategischer Baustein im Rahmen des Vermögensmanagement. Es hat in der richtigen Dosierung einen stabilisierenden Effekt und wirkt diversifizierend.

Gold als DIE Versicherung gegen Krisen und Inflation: Gilt das noch? Oder ist Gold mittlerweile wie eine Autoversicherung für jemanden, der gar kein Auto hat?

Gold ist ein Schutz gegen Inflation, allerdings ist diese Schutzwirkung nur in Phasen extremer Inflationsraten signifikant. Bei Krisen muss man etwas differenzieren. Besonders bei Krisen, die die nachhaltige Werthaltigkeit von Währungen betreffen, ist Gold als traditionsreichste Währung der Welt hilfreich.

Wichtig ist aber nicht nur die Krise selbst – die Krise muss sich auch im Verhalten der Investoren manifestieren. Es gibt halt auch Phasen, in denen die Investoren Krisen ausblenden und es dann auch dauern kann, bis sich das Risikobewusstsein wieder normalisiert. Und deshalb: Ja, Gold ist weiterhin eine wichtige, wenn auch nicht die einzige Form der Versicherung. Und jeder, der über messbares Vermögen verfügt, sollte auch diese Versicherungspolice in seinen Vermögenshaushalt integrieren.

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