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Goldman-Sachs-Rohstoffexperte David Greely über Rohstoffpreise im neuen Jahrzehnt

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Frage: Wie sieht der Ausblick fürs laufende Jahr aus? Müssen wir uns bereits 2010 wieder auf dreistellige Rohölpreise einstellen?

Greely: Vermutlich wird der Ölpreis erst 2011 wieder dreistellig sein. Für dieses Jahr rechnen wir damit, dass er sich in einem Handelskorridor zwischen 85 und 95 Dollar je Barrel einpen-delt. Die während der Rezession aufgebauten Lagerbestände werden allmählich abgebaut, weil die Konjunkturerholung für eine höhere Nachfrage sorgt. Wenn sich die Lagerbestände normalisiert haben, dürfte die OPEC aber wieder mehr Öl fördern, so dass der Markt im Gleichgewicht bleibt und sich der Preisanstieg in Grenzen hält. Dennoch dürfte die Nach-frage Ende 2011 das Angebot übersteigen, so dass wir 2011 mit einem durchschnittlichen Ölpreis von 110 Dollar je Barrel rechnen. 
  
Frage: Welchen Einfluss haben neue alternative Energien auf den Rohölpreis? Ist der Substitutionseffekt bedeutend?

Greely: Wenn das Barrel Öl 85 bis 95 Dollar kostet, dürfte immer mehr Rohöl durch Biokraftstoffe ersetzt werden. Ein steigendes Ethanolangebot und die Überschusskapazitäten der Raffi-nerien werden die Benzinpreise in Schach halten – aber vermutlich nicht ausreichen, um das Verhältnis zwischen Ölangebot und Ölnachfrage in den kommenden Jahren grundlegend zu ändern. Allerdings könnte der Maispreis nächstes Jahr weiter steigen.

Frage: Werden neben dem Rohölpreis auch andere Energieträger wie etwa Erdgas teurer werden? Greely: Wir rechnen noch so lange mit einem großen Preisunterschied zwischen Öl und Erdgas, bis dem enormen Mehrangebot an Flüssigerdgas und Shale-Gas eine angemessene Nachfra-ge gegenübersteht. Dies dürfte noch einige Jahre dauern. Grundsätzlich wäre es zwar plausibel, wenn sich der Erdgaspreis am Öläquivalent orientierte, aber noch fehlt die Infra-struktur, um mehr Öl durch Erdgas zu ersetzen. Damit der Markt mehr Erdgas anstelle von Öl nutzen kann, muss noch mehr investiert werden – etwa im Verkehrssektor. Erforderlich wären GtL-Verfahren, mit denen Erdgas in extrem schwefelarmen Diesel (ULSD) umge-wandelt wird, oder Autos, die mit Strom oder komprimiertem Erdgas (CNG) betrieben werden.   
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