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Goldman-Sachs-Volkswirt: Wie geht es Deutschland, Herr Schumacher?

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Schumacher: Unserer Meinung nach hat die jüngste Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar durchaus positive Effekte für die deutsche Volkswirtschaft. Wenn das aktuelle Euroniveau sich hält, könnte dies über die nächsten vier Quartale 0,5 Prozent mehr Wachstum bedeuten.

Frage: Durch den zuletzt schwachen Euro sind beispielsweise die Preise für Benzin und Diesel gestiegen. Kann eine anhaltend schwache Gemeinschaftswährung Inflation verursachen?

Schumacher: Obwohl wir im März einige Überraschungen bei den Benzin- und auch bei den Lebensmittelpreisen gesehen haben, bleibt der Inflationsdruck in Deutschland weiterhin moderat. Auch die jüngsten Tarifabschlüsse stellen unserer Meinung nach kein Inflationsrisiko dar. Wir erwarten, dass die Kerninflation in den kommenden Monaten niedriger tendieren und gegen Ende des Jahres die Talsohle bei etwa null erreichen wird.

Frage: Welche Rolle spielen die relativ niedrig gebliebenen Lohnkosten bei der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im Vergleich zu anderen europäischen Ländern?

Schumacher: Zunächst muss man sehen, dass die Lohnkosten in Deutschland absolut gesehen immer noch hoch sind, nämlich die dritthöchsten in Europa – man darf nicht vergessen, dass die Lohnkosten in Deutschland nach der Wiedervereinigung in die Höhe geschossen sind und die moderate Entwicklung der letzten zehn Jahre eine Korrektur eines vorhergegangenen starken Anstiegs darstellt. Vor diesem Hintergrund greift die Behauptung, Deutschland habe sich durch eine Abwertung einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen EU-Mitgliedsstaaten verschafft, zu kurz.

Frage: Im Verlauf der Krise haben vor allem einige Schwellenländer frühzeitig wieder beeindruckende Wachstumsraten gezeigt. Welche Bedeutung haben die BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China als Exportnationen für Deutschland?

Schumacher: Gerade die deutsche Exportindustrie dürfte nach unserer Erwartung deutlich von der weltweit starken Erholung im Industriesektor profitieren. Dabei haben sich viele deutsche Unternehmen insbesondere gut aufgestellt, was die starke Nachfrage aus den Schwellenländern und insbesondere den Bric-Staaten betrifft. Dabei sollte man durchaus erwähnen, dass der Handel Deutschlands mit den Bric-Staaten sich weitaus dynamischer entwickelt hat als der seiner europäischen Nachbarn wie Frankreich und Italien.

Frage: Welches Land ist für Deutschland der wichtigste Handelspartner unter den Brics und warum?

Schumacher: Russland und China sind mit Abstand die wichtigsten Partner. Aber auch der Handel mit Indien hat sich über das letzte Jahr sehr rasant entwickelt, wenn auch auf relativ niedrigem Niveau.

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