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Goldpreis im Sinkflug Edelmetalle bieten noch einmal einen günstigen Einstieg

Kai Heinrich, Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung und DER-FONDS-Kolumnist
Kai Heinrich, Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung und DER-FONDS-Kolumnist

Wer hat ernsthaft damit gerechnet, dass Donald Trump die US-Präsidentschaftswahl gewinnt und im Januar sein neues Amt antritt? War die erste Reaktion der Marktteilnehmer Panik, so beruhigten sich die Gemüter erstaunlich schnell, und es kehrte Beruhigung an den Börsen ein.

Gold und Silber zeigten zunächst einen starken Anstieg, welcher allerdings mit der Beruhigung an den Finanzmärkten wieder bröckelte. In den darauffolgenden Tagen gab es dann eine regelrechte Verkaufswelle. Entsprechend stark verloren die Aktien von Minenunternehmen, die zum Teil zweistellige Tagesverluste erlitten. Da viele Anleger von Jahresbeginn an gerechnet mit ihren Edelmetall-Investments noch immer deutlich im Plus liegen, verstärkten Gewinnmitnahmen diesen Effekt. Ist der Anstieg nun also zu Ende, oder bietet sich noch einmal eine gute Einstiegsgelegenheit?

Wie bereits bei vorausgegangenen Korrekturen kam der Verkaufsdruck nicht über Verkäufe physischen Goldes, sondern einmal mehr über den Terminmarkt. Dort werden regelmäßig hohe Summen an Gold bewegt, die nur auf dem Papier stehen – was durch entsprechende Long-Positionen auch mit zur seit Jahresbeginn laufenden Erholung der Gold- und Silberpreise beigetragen haben dürfte. Diese Long-Positionen wurden in den vergangenen Wochen sukzessive reduziert.

Bewegungen wie diese sind durchaus gesund und führen meist dazu, dass eine neu entstehende Hausse auf einem stabilen Fundament gebaut ist. Je heftiger dabei die kurzfristigen Preiskorrekturen ausfallen, desto mehr schwache Hände werden aus diesem Markt verdrängt. Das wiederum führt dazu, dass der sich ausbildende Bullenmarkt eine stabilere Basis bekommt.

Nun ist die aktuelle Kurskorrektur nicht ausschließlich auf Börsenpsychologie zurückzuführen. Die spekulativ orientierten Commercials hatten durchaus berechtigte Gründe, ihre Long-Positionen abzubauen. Einer der größten Kritikpunkte, den sich Gold gefallen lassen muss, ist der fehlende Zins. Die niedrigen oder sogar negativen Zinsen am Rentenmarkt haben Gold als Anlageklasse seit Jahresbeginn attraktiver gemacht. Allerdings sind jüngst die Renditen wieder gestiegen – nicht nur in Erwartung einer Leitzins-Erhöhung der US-Notenbank, sondern eben auch durch die Wahl Donald Trumps.

Viele Marktteilnehmer erwarten, dass Trump während seiner Präsidentschaft ein großes schuldenfinanziertes Ausgabenprogramm auf den Weg bringt und somit das Angebot an Anleihen erhöht. Der expansiven Geldpolitik der US-Notenbank könnte somit das inflationäre Handwerk gelegt werden. Weitere mögliche Maßnahmen Trumps – zum Beispiel die Senkung von Unternehmenssteuern – könnten zudem das Wirtschaftswachstum in den USA antreiben. Steigende Zinsen und höhere Kapitalrenditen wären die Folge. Genau hieraus resultiert letztlich die Skepsis gegenüber Gold und Silber.

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Doch ganz so einfach werden die beschriebenen Maßnahmen nicht umzusetzen sein. Denn niemand sollte verdrängen, dass die aktuelle konjunkturelle Entwicklung in den USA zu einem beträchtlichen Teil von der Fortführung der Niedrigzinspolitik abhängt und dass das Land eine enorme Schuldenlast zu tragen hat. Eine schnelle Rückkehr zur Zins-Normalität wird es daher unseres Erachtens nicht geben.

Somit stellt sich lediglich die Frage, ob die Phase der extremen Niedrigzinspolitik zu Ende geht und wie sich vor diesem Hintergrund die Inflation entwickelt. Noch sind alle Notenbanken weit entfernt von ihrem Inflationsziel – was sich aber schnell ändern kann. Bis sich gestiegene Rohstoffpreise auf die Inflation auswirken, vergeht meist eine gewisse Zeit. So hat sich der seit nunmehr fast einem Jahr wieder steigende Ölpreis erst jetzt auf die Inflationsrate ausgewirkt. Die gestiegenen Preise anderer Industrierohstoffe scheinen hingegen noch gar nicht auf die Inflation durchgeschlagen zu haben.

Schuldenfinanzierte Programme zur Verbesserung der amerikanischen Infrastruktur sowie der anhaltende Rohstoffhunger Chinas sollten ebenfalls zu Preissteigerungen führen. Nehmen diese weiter an Fahrt auf, werden die Realzinsen trotz leicht steigender Nominalzinsen weiter negativ bleiben. Im Moment ist die Inflationserwartung noch recht niedrig.

Edelmetall-Anleger oder solche, die es werden wollen, sollten daher keine allzu große Angst vor einer etwaigen Zinswende haben. Vielmehr bietet die aktuelle Korrektur bei den Edelmetallen mittel- bis langfristig orientierten Anlegern eine gute Gelegenheit. Spekulative Anleger können ferner einen Blick auf die noch stärker in Mitleidenschaft gezogenen Aktien von Goldminen-Unternehmen werfen. Diese bieten ein wesentlich höheres Aufholpotenzial.

Über den Autor: Kai Heinrich ist Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG in Taunusstein. Für DER FONDS schreibt er an dieser Stelle über Themen, die ihn im täglichen Kontakt mit seinen Kunden beschäftigen.

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