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Grexit spielt keine Rolle Woran der Euro scheitern wird

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Elektronische Notenpresse

Im Euroraum bewahrt die EZB Staaten und Banken vor dem Zahlungsausfall. Sie versorgt überdehnte Schuldner mit jedem gewünschten Kredit-und Geldbetrag, bereitgestellt zu Tiefstzinsen.

Damit ist es gelungen, die Kreditausfallsorgen zu vertreiben. Sparer und Investoren sind wieder geneigt, ihr Geld in Bankeinlagen mit längerer Laufzeit und festverzinsliche Wertpapiere zu stecken.

Anfänglich hatte die Andeutung der EZB durchaus ausgereicht, sie werde Anleihen kaufen, sollte das nötig werden. Nun aber lässt die Geldbehörde ihren Worten Taten folgen.

Seit März 2015 kauft sie Anleihen, durch die die Euro-Basisgeldmenge bis September 2016 um 1,14 Billionen Euro erhöht werden soll. Anders ausgedrückt: Die EZB monetisiert die Altschulden.

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Ungleiche Behandlung

Würde die EZB nicht Anleihen von Staaten kaufen, wären vermutlich viele von ihnen schon in arge Bedrängnis geraten. Dass ihre Anleihen wieder niedrige Zinsen tragen, liegt nicht an ihrem Finanzgebaren, sondern an der EZB.

Was jedoch anderen Euro-Staaten zuteil wird, wird den Griechen verwehrt. Der Grund: Die EZB kauft keine Anleihen von Staaten, denen der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Europäische Kommission Kredite gegeben haben.

Zudem kauft sie keine Staatsanleihen, wenn deren Kreditqualität als zu gering eingestuft wird, und sie ist auch nicht bereit, durch Anleihekäufe zum größten Kreditgeber eines Landes zu werden.

Griechenland hat fraglos übel gewirtschaftet, und das Land und seine Kreditgeber haben die Verantwortung dafür zu tragen. Allerdings hat die EZB dazu beigetragen, die Kreditqualität Griechenlands zu schmälern.

Denn das, was sie jetzt den Euroraum-Ländern angedeihen lässt – der Kauf von Staatsanleihen im großen Stile – wurde und wird Griechenland verwehrt. Dass sich das Vertrauen in Hellas Schulden verflüchtigt hat, ist nicht verwunderlich.

Auf die EZB kommt es an

Ob es zum Grexit kommen wird oder nicht, und welche Konsequenzen daraus erwachsen, lässt sich derzeit nicht verlässlich abschätzen. Letztlich bestimmt je-doch nicht Griechenland, sondern die EZB-Politik über die Zukunft des Euro.

Die EZB hat sich bekanntlich zum Ziel gesetzt, die Zusammensetzung des Euroraums zu bewahren, und das heißt für sie vor allem, durch niedrige Zinsen und das Vermehren der Euro-Geldmenge Zahlungsausfälle zu verhindern.

Wenngleich diese Geldpolitik kurzfristig für Ruhe sorgen kann, wird sie folgenreich sein. Denn wenn Altschulden mit neu geschaffenem Geld zurückgezahlt werden, ist die Entwertung des Euro wohl unausweichlich.
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