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„Griechenland spielt auf lange Sicht keine Rolle“ Auf Volatilität bei Aktien und Anleihen achten

In Europa bessert sich die Lage. Das im März gestartete Quantitative Easing der Europäischen Zentralbank (EZB) zeigt bereits Auswirkungen. „Wachstum und Momentum in Europa sind besser als vor drei bis sechs Monaten“, erläutert Flemming Larsen. Negative Effekte auf die Finanzmärkte durch die Entwicklungen in Griechenland fürchtet der Anlagechef von Jyske Invest auf lange Sicht nicht: „Der mögliche Austritt Griechenlands aus der Eurozone erzeugt zwar viele Schlagzeilen. Wir erwarten aber höchstens sehr kurzfristige Auswirkungen, auf mittel- und langfristige Sicht spielt das Thema keine Rolle.“ Das liege unter anderem daran, dass fast alle griechischen Staatsanleihen vom Internationalen Währungsfonds und den Zentralbanken gehalten werden.

Niedrige Liquidität dürfte im Sommer für Schwankungen sorgen

Von der Zinswende in den USA erwartet Larsen einen größeren Effekt. „Die amerikanische Notenbank Fed nähert sich ihrem ersten Zinsschritt. Dieser erfolgt aber erst, wenn die wirtschaftlichen Daten gut genug sind“, erklärt Larsen. Warten auf Daten, lautet daher das aktuelle Motto für die Akteure an den Finanzmärkten. Überraschend ist für den Fondsmanager die relativ niedrige Volatilität an den Aktienmärkten. In den Währungs- und Anleihemärkten waren im ersten Halbjahr deutlich stärkere Schwankungen zu verzeichnen. Anleger sollten sich darauf vorbereiten, dass es im Sommer auch an den Aktienmärkten unruhiger wird. Ein Grund dafür ist die vergleichsweise geringe Liquidität an den Märkten. Überraschen könnte zudem ein stärkeres Wachstum in den USA und Europa, was mit den avisierten Zinsmaßnahmen zumindest kurzfristig wohl einen negativen Effekt auf die Aktienmärkte hätte.

Aktienmärkte: Stockpicking ist einfacher geworden

Auf der Aktienseite bevorzugt Larsen weiterhin Europa und Japan. Das Momentum sei in den beiden Regionen deutlich höher als in den USA. Allerdings findet er als Stockpicker derzeit überall interessante Titel. „Das Umfeld für Stockpicker hat sich verbessert. Es ist leichter geworden, gute Unternehmen zu finden, da es große Unterschiede zwischen den einzelnen Gesellschaften gibt“, so Larsen.

China: Blasengefahr an den Festland-Börsen, faire Aktienkurse in Hongkong

Als ebenfalls interessant erachtet Larsen die Emerging Markets, vor allem Asien. Hier sei jedoch ein selektives Vorgehen sehr wichtig, da die Kursentwicklungen der einzelnen Länder wie auch schon 2014 weit auseinanderdriften. China hat in den vergangenen sechs bis zwölf Monaten sehr schwache wirtschaftliche Zahlen geliefert. Der Aktienmarkt ist dennoch hoch gelaufen. „Investoren freuen sich über die schwachen Daten, die die Zentralbank zu geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen wie Zinssenkungen veranlassen“, erklärt Larsen. Dieser Trend werde sich weiter fortsetzen.

Bei den chinesischen Aktienmärkten gilt es jedoch zu unterscheiden. Am lokalen Markt in Shanghai sind vor allem die großen staatlichen Unternehmen gelistet, in Shenzen eher kleinere Firmen. „In einigen Sektoren können wir durchaus Blasen erkennen“, warnt Larsen. Er investiert in China nur über die Börse in Hongkong. Hier sind die Aktien noch nicht zu teuer, sondern werden zu einem fairen Kurs-Gewinn-Verhältnis gehandelt.

Sektoren: Wachstumspotenzial bei Banken, Technologie und Gesundheit


Von den Sektoren hält Larsen Banken für interessant. Die Bewertungen seien attraktiv und die Regulierung sollte den Sektor stabilisieren. „Wir setzen wieder stärker auf Finanzinstitute in Europa und den USA wie etwa BNP Paribas oder JP Morgan. Bei Banken aus den Emerging Markets sind wir derzeit eher zurückhaltend“, so Larsen. Im defensiven Bereich bevorzugt Larsen den Gesundheitssektor gegenüber Basiskonsumgüter-Gesellschaften, die er für zu teuer hält. Zudem mag der Jyske-Experte Unternehmen, die mit der sich erholenden Wirtschaft vom anziehenden Konsum profitieren, zum Beispiel Apple oder das US-Reiseportal Priceline.

Kürzlich investiert hat Larsen in Samsung Electronics, einem der weltweit führenden Anbieter von Unterhaltungselektronik und der Nummer 1 bei Handsets, Speicher und TV. „Die Profitabilität in dem sehr lukrativen Handset-Geschäft ist unter Druck geraten, sollte sich aber mit dem neuen Flaggschiff-Modell Galaxy S6 wieder verbessern“, erwartet Larsen.

Anleihemärkte: Bei traditionellen Anleihen ist Vorsicht geboten

Der Anleihebereich überraschte im ersten Halbjahr mit anziehenden Zinsen – trotz der Anleihekäufe der EZB. Anleger mussten dennoch erkennen, dass traditionelle Anleihen aufgrund des extrem niedrigen Zinsumfeldes  auch negative Erträge liefern können. Traditionelle Staatsanleihen aus Europa hält Larsen daher für wenig attraktiv und zu teuer. Hochverzinste Unternehmensanleihen setzt Larsen auf „neutral“, Schwellenländeranleihen in Lokalwährungen sogar auf „untergewichtet“. Er nutzt derzeit verstärkt die Expertise von Jyske Invest für den heimischen Anleihemarkt und hat dänische Hypothekendarlehen teils übergewichtet. „Mit dänischen Hypothekendarlehen können Anleger derzeit im Vergleich zu anderen Euro-Anlagen bei geringerem Risiko einen attraktiveren Mehrzins erreichen“, sagt Larsen.

Diesen Vorteil nutzt er derzeit in seinen Strategien für eher risikoaverse Anleger – dem Jyske Invest Stable Strategy mit einem Aktienanteil bis zu 40 Prozent – beziehungsweise für risikobewusstere Investoren, wie sie der Jyske Invest Balanced Strategy mit einem Aktienanteil zwischen 30 und 60 Prozent adressiert.

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