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Großes Kapitalmarkt-Interview: „Wir fürchten die Eurokrise“

Ulrich von Auer ist Investmentspezialist und Portfoliomanager bei der Privatbank J.P. Morgan in Deutschland. Er ist promovierter Volkswirt und spricht regelmäßig auf Konferenzen über Konjunktur und Kapitalmärkte.
Ulrich von Auer ist Investmentspezialist und Portfoliomanager bei der Privatbank J.P. Morgan in Deutschland. Er ist promovierter Volkswirt und spricht regelmäßig auf Konferenzen über Konjunktur und Kapitalmärkte.
DAS INVESTMENT.com: Geben Sie uns zur Eröffnung bitte ein paar exemplarische Vermögensaufteilungen.

Ulrich von Auer: Konservative Portfolios bestehen zu 32 Prozent aus Aktien und 53 Prozent aus Anleihen. Ausgewogene Strukturen enthalten 43 Prozent Aktien und 35 Prozent Anleihen. Der Rest sind jeweils Alternative Investments.

DAS INVESTMENT.com: Das sind recht hohe Anleihequoten. Allzu hohe Renditen gibt es da ja nicht mehr.

von Auer: Stimmt, gegenüber allen Standardanleihen sind wir skeptisch. Also Staatsanleihen, Pfandbriefe und Anleihen von staatlichen Agenturen. Dort hält die Politik die Zinsen künstlich tief.

DAS INVESTMENT.com: Manche Manager kaufen trotzdem Bundesanleihen, weil sie dort wenigstens ihr Geld zurückbekommen.

von Auer: Eine Dauerlösung kann das nicht sein, weil die Renditen nicht einmal die Inflation ausgleichen. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass Deutschland als Schuldner vergleichsweise gut dasteht.

DAS INVESTMENT.com: Finanzminister Schäuble schafft trotz Rekordeinnahmen kein Haushaltsplus. Das nennen Sie glänzend?

von Auer: Ein Überschuss wäre in der Tat sicherlich sehr schön. Aber wenigstens gibt es keine konkret sichtbare Ausfallgefahr.

DAS INVESTMENT.com: Wovon nehmen Sie größere Portionen?

von Auer: Wir mögen Unternehmensanleihen, gut gemischt aus allen Rating-Klassen.

DAS INVESTMENT.com: Da sind die Kurse auch schon weit gelaufen.

von Auer: Ja, aber das ist angesichts der fundamentalen Verfassung der Unternehmen in Ordnung. Seit 2009 haben sie sehr starke Gewinne eingefahren. Sie haben sich entschuldet und Barmittel gehortet.

DAS INVESTMENT.com: Banken fahren ihr Kreditgeschäft zurück, um ihre Bilanzen zu konsolidieren. Damit müssen mehr Unternehmen Anleihen ausgeben. Das könnte die Kurse drücken.

von Auer: Das passiert aber hauptsächlich bei Mittelständlern. Da sind die Anleihen jedoch so klein, dass sie für Großinvestoren nicht in Frage kommen. Damit drückt dieses Zusatzangebot auch nicht auf die Kurse. Die größeren Unternehmen haben sich schon 2009 und 2010 günstig refinanziert, das Thema ist damit bis 2015 durch. Größeres Zusatzangebot ist somit von dieser Seite nicht zu erwarten.
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