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Großes Kapitalmarkt-Interview: „Wir fürchten die Eurokrise“

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DAS INVESTMENT.com: Haben Sie einen Branchentipp?

von Auer: Kurzlaufende Bankanleihen. Das für drei Jahre laufende Refinanzierungsgeschäft der Europäischen Zentralbank hat Insolvenzen verhindert. Trotzdem stecken noch immer Risikoprämien in den Kursen. Eine Rendite von 3 Prozent für kurzlaufende Papiere ist relativ gut.

DAS INVESTMENT.com: Kommen wir zu Aktien.

von Auer: Unser Übergewicht liegt in US-Aktien. Von dort kommen deutlich bessere Nachrichten als aus Europa. Im ersten Quartal lagen rund 70 Prozent aller Unternehmensberichte über den Gewinnschätzungen. Die Arbeitslosenquote sinkt …

DAS INVESTMENT.com: … ist aber manipuliert, sagen einige.

von Auer: Diejenigen, die nicht mehr aktiv nach Arbeit suchen, sind aus der Statistik rausgefallen. Aber abgesehen davon sehen die Werte für neue Arbeitslosenanträge und neu geschaffene Jobs gut aus. Die Großwetterlage verbessert sich. Zudem sind Immobilien sehr billig und die Zinsen tief. Die Bevölkerung wächst, das erzeugt hohe Nachfrage nach Immobilien. Da hat sich einiges gestaut. Wir könnten in zwei Jahren die Trendwende sehen.

DAS INVESTMENT.com: Und dann geht alles wieder von vorn los. Billige Kredite erzeugen Immobilienblase.

von Auer: Nein. Die Kriterien für einen Neukredit sind viel schärfer als vor Ausbruch der Krise. In dieser Hinsicht haben die USA ihre Lektion gelernt. Außerdem entschulden sich die Menschen weiter, in etwa ein Drittel der großen Kreditblase, die sich seit den neunziger Jahren aufgebaut hat, ist schon abgearbeitet. Es muss grundsätzlich weiter Kredite geben. Sie sind das Schmiermittel des Kapitalismus.

DAS INVESTMENT.com: Warum haben Sie europäische Aktien untergewichtet? Die zeigen doch auch ganz ordentliche Ergebnisse.

von Auer: Wir fürchten die Eurokrise. Werte aus der Peripherie haben wir stark untergewichtet. Wenn die Krise eskaliert, wirkt das auf Aktien wie eine Rutschbahn.

DAS INVESTMENT.com: In Südeuropa rutscht es schon. Sind diese Aktien noch keine Schnäppchen?

von Auer: Mag sein, dass sie schon billig sind, aber die Unsicherheit ist noch hoch. Da kann man noch etwas abwarten. Die USA haben Europa 2011 hinter sich gelassen, wir erwarten das auch für dieses Jahr.

DAS INVESTMENT.com: Was ist mit Schwellenländern?

von Auer: Strategisch betrachtet gehören sie auf jeden Fall ins Portfolio. Sie stellen inzwischen rund die Hälfte der globalen Wirtschaft, die Marktkapitalisierung liegt viel tiefer.
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