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Gunnar Knierim von Alliance Bernstein „Ich glaube an einen Lerneffekt“

Gunnar Knierim ist Vertriebsdirektor bei AB in München (Foto: Anna Mutter)
Gunnar Knierim ist Vertriebsdirektor bei AB in München (Foto: Anna Mutter)
DAS INVESTMENT.com: Die stark gestiegenen Aktienmärkte und das Niedrigzinsumfeld sorgen für hohe Zuflüsse in marktneutrale Aktien- und Rentenstrategien und die sogenannten liquiden Alternatives. Haben traditionelle, eher benchmarknahe Produkte ausgedient?

Gunnar Knierim
: Statische Fonds, ganz sicher, gerade im Rentenbereich. Unsere Kunden wünschen marktunabhängige und nahezu unkorrelierte Produkte. Das ist ein großer Trend. Auch im Privatkundensegment, dem Retailbereich. Das war in der Vergangenheit nicht der Fall, und daher begrüße ich diese Entwicklung natürlich.

Gerade liquide alternative Produkte gelten oft als schwierig und komplex.


Das sehe ich nicht so. Ein Long-short-Aktienfonds ist keine Wissenschaft für sich, und die Strategien sind nicht allzu schwierig zu verstehen. Wir haben einen sehr flexiblen Aktienfonds, der kann die Aktienquote von 0 bis 100 Prozent rauf- und runterfahren und vereint eine klassische Hedgefonds-Strategie in einem Long-only-Produkt. Flexibel zu allokieren ist daher schon längst keine Disziplin mehr, die lediglich den Hedgefonds vorbehalten ist.

Wie werden alternative Fonds in Portfolios integriert? Im eher überschaubaren Bereich der Alternativen oder auf Basis des jeweiligen Underlyings, also im Renten- oder Aktiensegment?

Das ist noch sehr unterschiedlich und hängt von den Kunden ab. Privatkunden sehen in den alternativen Fonds einen Weg, überhaupt mal wieder in Aktien zu investieren. Große institutionelle Adressen schieben einen Long-short-Fonds noch in den alternativen Teil ihrer Allokation.

Erst die Krise, dann eine Rally. Wie launisch und vergesslich sind Anleger und wie schnell wieder gierig?

Ich glaube an einen Lerneffekt, aber das hängt auch stark von der Beraterleistung ab. Schauen Sie sich das Börsenjahr 2013 an. Das war klasse. Aber im Mai und im Juni ging es um über 15 Prozent runter. In diesem Jahr ist der Dax Anfang August von über 10.000 Punkten runter gen 9.000.

Gute Berater müssen Kunden immer wieder einfangen und sie wegbekommen von der Benchmark-Denke. Sie müssen auf die kurzfristigen Markteinbrüche hinweisen. Daher die gestiegene Nachfrage nach flexiblen Produkten, gerade im Rentenbereich.

Zwangsläufig.

Ja. Aber das macht die Sache ja nicht schlechter. Die Rentenmärkte sind schwieriger geworden, und zu glauben, ich könne alles selbst machen, klappt nun mal nicht. Flexibilität und eine globale Diversifikation über alle Rentenmärkte waren noch nie so wichtig wie heute.

Die vergangenen eher sorglosen Jahre sollten aber nicht über mögliche Liquiditätsengpässe hinwegtäuschen.

Auf der Aktienseite ist das weniger ein Thema. Da brauchen wir nicht viel über Liquidität zu reden. Auf dem Rentenmarkt kann es zu bösen Überraschungen kommen, wenn man zu konzentriert unterwegs ist. Da hat es ja im US-High-Yield-Segment schon einige Einschläge gegeben.

Deutsche Fondshäuser haben jahrelang Aktien- und Rententeams strikt voneinander getrennt und kaum eine ausgewiesene expertise in liquiden Alternatives aufgebaut. Sind Angelsachsen und US-Häuser da im vorteil?

Ja, in der Tat. Wir lassen beide Seiten zusammenarbeiten. Wenn wir mit Unternehmen sprechen, sitzen da oft beide Lager. Doch das ist für viele sehr ungewohnt, weil es unterschiedliche Interessen sind.
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