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Aktualisiert am 06.06.2014 - 18:10 UhrLesedauer: 4 Minuten

Gute Gewinnaussichten, aber ... Das größte Risiko für die europäischen Aktienmärkte

Nach einem für europäische Aktien volatilen, aber überwiegend positiven Quartal bewerten wir die Aktienmärkte der Region für den weiteren Verlauf von 2014 nach wie vor optimistisch.

Die aktuelle Marktvolatilität, die unseres Erachtens hauptsächlich auf Anlegersorgen um Ereignisse außerhalb Europas zurückzuführen ist, sehen wir als Chance zum Engagement in langfristigen Anlage-Storys. Diese können vor allem angesichts der laufenden Strukturreformen interessant sein.

Südeuropäische Krisenländer erholen sich

Die strukturellen Verbesserungen dürften sich in Europa nach unseren Erwartungen fortsetzen. Wir erkennen Belege für Bodenbildung am südlichen Rand Europas. Die Haushaltsdefizite wurden deutlich reduziert und die meisten Länder weisen inzwischen Primärüberschüsse aus.

Griechenland überraschte die Märkte beispielsweise unlängst mit einem Primärüberschuss, der doppelt so groß war, wie von den Beobachtern erwartet. Gleichzeitig sehen wir bei Ländern wie Spanien, wie sich die jüngsten Strukturreformen positiv niederschlagen. Durch Marktliberalisierung und Arbeitsmarktreformen ist die spanische Wirtschaft wettbewerbsfähiger geworden.

Infolgedessen hat die Exportaktivität angezogen und wurde zum wichtigen Wachstumstreiber der Wirtschaft. Daten des nationalen Statistikamts Instituto Nacional de Estadística zufolge entfielen Ende 2013 34 Prozent  des spanischen Bruttoinlandsprodukts auf den Export von Waren und Dienstleistungen. 2007 waren es 27 Prozent  gewesen.

Gute Gewinnaussichten für europäische Unternehmen

In Italien, das bei der Steigerung seiner Wettbewerbsfähigkeit schlechter abschnitt als andere Länder, finden wir ermutigend, dass unter der neuen Regierung von Premierminister Matteo Renzi endlich ein ernsthafter Reformwille besteht.

Sollte Italien Spaniens Beispiel folgen, rechnen wir für die kommenden Jahre mit einem weiteren kräftigen Aufwärtstrend der Wirtschaft in der Eurozone. Aus diesem Grund gehen wir weiter davon aus, dass sich Europa im Frühstadium einer mehrjährigen Erholung befindet, und erwarten in den nächsten Jahren erhebliches Aufwärtspotenzial für die Unternehmensgewinne.

Die Gewinnaussichten für europäische Unternehmen geben unserer Ansicht nach Anlass zu Zuversicht. Die Gewinnentwicklung in Europa fiel nach der Staatsschuldenkrise in der Eurozone von 2010 eindeutig schwächer aus als in den USA.

Überholen Europas Erträge bald die der USA?

Da die Erträge in Europa noch deutlich unter den Höchstständen von 2007 liegen, gehen wir davon aus, dass sie im Zuge des Abflauens der Krise stärker steigen könnten als in den USA, wo sie bereits neue Hochs erreicht haben. Ein Blick auf die Rentabilität der Unternehmen bestätigt diesen Unterschied unseren Analysen zufolge.

Sie liegt, gemessen an der Eigenkapitalrentabilität, noch deutlich unter dem historischen Durchschnitt, worin wir beträchtliches Aufwärtspotenzial erkennen, sofern unsere Prognose zutrifft, dass die peripheren Länder ihre strukturellen Probleme lösen können.

Risiken liegen in einer ausgeprägten globalen Abschwächung

Anlass zur Sorge besteht jedoch weiterhin, etwa wegen der politischen Lage in der Ukraine. Diese bereitet zwar auch uns Unbehagen, doch ihre Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft und ihre Aktienmärkte dürften sich auf die wenigen Unternehmen beschränken, die direkt in der Region engagiert sind.

Das größte Risiko für die europäischen Aktienmärkte besteht unserer Ansicht nach vielmehr in einer ausgeprägten globalen Abschwächung. Die europäische Wirtschaft ist stark exportabhängig, weshalb globale Schwäche unseres Erachtens die Ertragsaussichten europäischer Unternehmen beeinträchtigen könnte.

Im Moment gilt offenbar alle Aufmerksamkeit den Schwellenmärkten, auf denen wir in den letzten Monaten neuerliche Ungewissheit um das Wirtschaftswachstum beobachtet haben. Strukturelle Risiken für Europa durch diese jüngste Volatilität sehen wir jedoch nicht.

Probleme sind Bestandteil eines normalen Wirtschaftslebens

Natürlich ist die Situation jeweils landes- und regionalspezifisch, doch allgemein nehmen wir keine strukturelle Verschlechterung auf den Schwellenmärkten wahr, die ihre im Vergleich überdurchschnittlichen Wachstumsraten infrage stellen würde.

Stattdessen erkennen wir in bestimmten Ländern Anzeichen für eine Überhitzung und die Notwendigkeit staatlicher Maßnahmen gegen solche Probleme. In unseren Augen sind diese zyklischen Probleme ein unangenehmer, doch unvermeidlicher Bestandteil des normalen Wirtschaftslebens, und wir halten sie für befristet.

Natürlich beeinflussen die Negativmeldungen aus den Schwellenländern Europa und sorgen für Volatilität. Diese betrachten wir aber als Chance und interessieren uns verstärkt für Unternehmen mit direktem oder indirektem Engagement in Schwellenländern als Quelle für potenzielle neue Anlageideen.

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