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Aktualisiert am 27.01.2020 - 16:00 Uhrin FondsLesedauer: 3 Minuten

„Hedge-Fonds mit klassischen Fonds kombinieren“

Hans-Olov Bornemann, SEB
Hans-Olov Bornemann, SEB

DAS INVESTMENT.com: Im Krisenjahr 2008 hat der von Ihrem Team gemanagte Fonds SEB Asset Selection eine Rendite von 24,5 Prozent erzielt. Was ist Ihr Geheimnis? Hans-Olov Bornemann: Richtige Allokationsentscheidungen und vor allem ein anlegerfreundliches Fondskonzept. DAS INVESTMENT.com: Was verstehen Sie darunter? Bornemann: Da muss ich etwas weiter ausholen. Auf einer siebenstündigen Zugfahrt im Frühjahr 2005 hatten wir uns überlegt, wie man Hedge-Fonds mit klassischen Fonds kombinieren kann. Schließlich haben beide ihre Vor- und Nachteile.  DAS INVESTMENT.com: Und diese wären? Bornemann: Hedge-Fonds wollen – ganz banal – Geld verdienen, auch an fallenden Kursen. An klassischen Fonds schätzen Anleger dagegen die tägliche Bewertung, die Möglichkeit, täglich in den Fonds ein- und wieder auszusteigen, sowie die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Der größte Risikofaktor, an dem Hedge-Fonds letztendlich im Zuge der Finanzkrise gescheitert sind, ist ihre Illiquidität. Durch diese Überlegungen sind wir auf die Idee gekommen, einen UCITS-III-Fonds mit Hedge-Fonds-Elementen aufzulegen, also eine Art Hedge-Fonds „light“, bei dem täglich verfügbare Liquidität sowie die Möglichkeit, börsentäglich in den Fonds ein- und wieder auszusteigen, groß geschrieben sind. DAS INVESTMENT.com: Das reicht aber nicht, wenn die Performance nicht stimmt. Bornemann: Wir haben ein quantitatives Modell entwickelt, das auf fundamentalen, technischen und verhaltensorientierten Faktoren basiert. Auch historische Daten werden hinzugezogen und analysiert. Denn nur die wenigsten Ereignisse sind wirklich neu, die meisten sind schon mal oder zumindest in einer ähnlichen Form in der Vergangenheit aufgetreten, das trifft auch auf die aktuellen Ereignisse zu. Die Anlageempfehlungen des Modells werden strikt befolgt, das hat sich bisher ausgezahlt. DAS INVESTMENT.com: Sie beziehen den Behavorial-Finance-Gedanken mit in Ihr Anlagemodell ein. Wie machen Sie das? Bornemann:  Über Sentiment-Indizes. Wir versuchen, kurzfristige Irrationalitäten auf dem Markt auszunutzen. Schließlich sollte man nicht vergessen, dass wir es bei den Investoren mit Menschen zu tun haben. Die meisten Menschen neigen dazu, sich bei ihren Entscheidungen weniger von rationalen Überlegungen als vielmehr von ihren Emotionen wie Angst oder Gier leiten zu lassen. Und das unabhängig von ihrer Nationalität, ihrem Kulturkreis oder Bildungsstand. So sind die meisten Anleger zu optimistisch, was die zukünftige Marktentwicklung betrifft. Außerdem verfügen sie über einen ausgeprägten Herdentrieb. Dadurch treffen sie manchmal Entscheidungen, die alles andere als rational sind. DAS INVESTMENT.com: Auch Ihr Team besteht ja nur aus Menschen. Kam es nie zu Konflikten zwischen den Empfehlungen des Modells und Ihren eigenen Prognosen, die ganz andere Investitionsentscheidungen nahelegten? Bornemann: Aber natürlich. Gerade nach dem Ausbrechen der ersten und der zweiten Subprime-Krise hatten wir sehr an den Empfehlungen unseres Modells gezweifelt, die uns unsinnig erschienen und auch noch kurzfristig Verluste mit sich brachten. Trotzdem haben wir uns strikt an das Modell gehalten. DAS INVESTMENT.com: Apropos Gewinne und Verluste: Welches Risiko-Rendite-Ziel verfolgt der Fonds? Bornemann: Der risikofreie Zins plus fünf Prozent. Das ergibt zurzeit einen jährlichen Wertzuwachs nach Gebühren von etwa 7 bis 8 Prozent. Das dabei angestrebte Risikoniveau liegt bei 10 Prozent. Diese beiden Zielgrößen sollen als Durchschnittswerte über drei bis fünf Jahre – ein Anlagehorizont, den wir unseren Kunden empfehlen – betrachtet werden. Denn auch wenn wir die Performance- und Risikoziele erreichen, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass der Fonds auf Jahresbasis einen Verlust erzielt, immerhin bei 20 bis 25 Prozent. DAS INVESTMENT.com: Für den SEB Asset Selection können Sie in die Asset-Klassen Aktien, Renten, Währungen und Rohstoffe investieren und dabei auf steigende und fallende Kurse setzen. Was schreibt Ihnen Ihr Modell zurzeit vor?  Bornemann: In Aktien sind wird immer noch short, der Abwärtstrend wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch in den nächsten Monaten fortsetzen. In Renten hingegen setzen wir weiter auf steigende Kurse. Auch wenn sich eine Blase bildet, ist hier kurzfristig noch Geld zu verdienen. Außerdem setzen wir auf einen steigenden Dollar und shorten Euro und Yen. Bei den Rohstoffen sind wir noch ganz leicht short, hier könnten wir aber bald eine Wende sehen. DAS INVESTMENT.com: Ihr Fonds ist – nicht zuletzt durch die überragende Performance – zurzeit äußerst beliebt, jetzt schon 1,6 Milliarden Euro schwer und wird wohl auch weiter wachsen. Können Sie das Volumen noch ohne Probleme managen? Bornemann: Ja, zurzeit ist das noch kein Problem, da wir nur auf sehr liquide Anlagen setzen. Wir investieren nicht in Einzelaktien, sondern nur in Indizes und auch die Schwellenländer lassen wir außen vor.

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