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Helikoptergeld „Zuverlässige Munition wird langsam knapp“

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Bereits 56 Fälle von Hyperinflation verursacht

Lassen Sie uns einmal von der Theorie in die Praxis wechseln und das Thema realistisch betrachten. Helikoptergeldprogramme wurden in modernen, fortgeschrittenen Volkswirtschaften so gut wie nie ernsthaft als akzeptable Instrumente in Erwägung gezogen. Wenn sie in der Vergangenheit dann doch einmal probeweise umgesetzt wurden, beispielsweise in der Weimarer Republik in den 1920er-Jahren oder in Simbabwe in den 1990er-Jahren, waren die Folgen meist verheerend. Es gibt zahlreiche Gründe, warum derartige Programme fehlschlagen. Ich werde mich auf die aus meiner Sicht technischen Herausforderungen eines solchen Ansatzes konzentrieren.

Befürworter von Helikoptergeldprogrammen behaupten, die längerfristigen unbeabsichtigten Konsequenzen wie z.B. eine ausufernde Inflation ließen sich durch eine einfache Anhebung der Zinssätze problemlos steuern und bekämpfen. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass das leider so nicht stimmt. Trotz bester Absichten kann der Umkehrpunkt zwischen Preisstabilität und galoppierender Inflation sehr plötzlich, explosiv und vollkommen unkontrollierbar sein.

Dem Cato Institute zufolge hat der Einsatz geldpolitischer elikoptermaßnahmen in den letzten zwei Jahrhunderten 56 Fälle von Hyperinflation verursacht*. Woran liegt das? Wenn wir über Inflation nachdenken, dürfen wir die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes nicht außer Acht lassen. Es ist recht intuitiv, dass Inflation nur dann möglich ist, wenn Geld auch ausgegeben wird. Wenn sich die Geldmenge erhöht, die Menschen das Geld jedoch nicht ausgeben, sondern lediglich in der Matratze verstecken (oder wenn Regierungen, Banken und Unternehmen die Mittel horten), würden sich nur minimale Auswirkungen auf die Inflation beobachten lassen. Um die Inflationsentwicklung beurteilen zu können, benötigen wir also auch die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Diese misst, wie schnell Geld den Besitzer wechselt. Das Problem ist, dass die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ein berüchtigt nichtlineares Phänomen ist. Daher lässt sie sich auch nur sehr schwer kontrollieren.

„Geschoss, das nach hinten losgehen kann“

Meiner Meinung nach würde sich im Fall einer Einführung eines Helikoptergeldprogramms folgendes ereignen: Zunächst bemerken wir möglicherweise nichts. Bis die Zentralbanken jedoch erkannt haben, dass sich das Inflationsfeuer entzündet hat, könnte es bereits zu spät sein. Sobald die kritische Größe erreicht ist, könnte die selbstverstärkende Dynamik der Inflationserwartungen – genau wie bei einer Kernreaktion – zu einer Explosion führen.

BCA Research hat in einer im Mai 2016 veröffentlichten Studie die Argumente gegen Helikoptermaßnahmen prägnant auf den Punkt gebracht:  „Unsere These ist, dass den Zentralbänkern grundsätzlich nicht die Munition ausgeht. Was allerdings langsam knapp zu werden scheint, ist zuverlässige Munition. Einige Kugeln lassen sich genau und gerade schießen, und sie treffen auch ihr Ziel. Andere wiederum werden zu Querschlägern, die unbeabsichtigte Ziele treffen. Und die schlimmsten Geschosse gehen nach hinten los und treffen den Schützen selbst. Helikoptergeld ist genau so ein Geschoss…“

Helikoptergeld mag eine interessante theoretische Idee und eine unterhaltsame Denksportübung für Ökonomen sein, die Hypothesen durchdiskutieren wollen. Meiner bescheidenen Meinung nach sollte das Konzept jedoch auch genau dort bleiben – in der Theorie.

*Quelle: Cato Institute: Arbeitspapier „World HyperInflations“, 15. August 2012.

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