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Henderson-Spezialist Ben Lofthouse „Für dieses Problem ist eine Dividendenstrategie die ideale Lösung“

Ben Lofthouse, Fondsmanager des Henderson Global Equity Income Fund
Ben Lofthouse, Fondsmanager des Henderson Global Equity Income Fund

Ben Lofthouse managt gemeinsam mit Andrew Jones den Henderson Global Equity Income Fund bei der Fondsgesellschaft Henderson Global Investors. Ende Mai 2017 will sich das britische Fondshaus mit der US-Gesellschaft Janus Capital zusammenschließen. Das neue Unternehmen wird  unter dem Namen Janus Henderson Funds tätig sein. Der Dividendenfonds Henderson Global Equity Income behält seinen Namen auch nach der Fusion.

DAS INVESTMENT.com: Herr Lofthouse, was spricht aus Ihrer Sicht für eine Dividenden-Strategie?

Ben Lofthouse: In einer Niedrigzinsumgebung sind Dividendenaktien ein sehr attraktives Investment. Die Dividendenrenditen sind weltweit momentan höher als sie es im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre waren. Vor allem in Europa sind sie sehr attraktiv: Bei 70 Prozent der europäischen Unternehmen ist die Dividendenrendite höher als die Rendite ihrer Unternehmensanleihen. Langfristig gesehen ist das ungewöhnlich. Wenn man akzeptiert, dass Aktien schwankungsanfälliger sind, kann man mit Dividenden eine sehr viel höhere Rendite erzielen als mit einem Anleihen-Portfolio.       

Sind Dividendenaktien also ein gutes Investment vor allen Dingen wegen der niedrigen Leitzinsen?

Lofthouse: Ich meine, dass sich eine Dividendenstrategie auch langfristig auszahlt. Es ist kein Naturgesetz, dass automatisch die Dividendenrenditen fallen, wenn Zinsen und die Anleihenrenditen steigen. Wenn in Deutschland die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe auf 2 Prozent klettert, kann die Rendite am Aktienmarkt trotzdem signifikant höher sein. Dividenden sind außerdem ein guter Lösungsansatz für die Altersvorsorge. Früher lebten Menschen nach ihrem aktiven Berufsleben vielleicht noch sechs Jahre, für die ihr Geld zu reichen hatte. Heute werden viele 80 oder 90 Jahre alt. Das ist eine Herausforderung.

In Deutschland sind Anleger bei Aktieninvestments traditionell zurückhaltend. Basis von Altersvorsorge waren traditionell Zinsinvestments.

Lofthouse: Viele Anleger haben die Rendite-Chancen aus Anleihen-Investments noch nicht durch die Chancen, die sich aus Dividenden ergeben, ersetzt. US-Anleger oder auch australische Anleger haben das dagegen schon getan. In den USA hilft dabei auch, dass es die aktienbasierten 401-Pensionspläne gibt. In Großbritannien herrscht eine etwas andere Anlage-Kultur. Das Konzept von Dividenden ist hier schon seit vielen Jahren verankert. Das gab es schon bei der East India Company: Man konnte Anteile kaufen, und hat Dividenden ausgezahlt bekommen.

Aber es ist momentan vieles im Umbruch. Wir sehen, dass beispielsweise der Norwegische Staatsfonds oder der japanische Pensionsfonds ein immer größeres Gewicht auf Aktien legen. Die Menschen müssen realisieren, dass die Verantwortung für ihr Auskommen im Alter nicht allein bei jemand anderem liegt. Wichtig ist auch, dass die Regierungen den Menschen Anreize geben, selbst vorzusorgen. In Großbritannien gibt es solche Anreize. In Australien gibt es außerdem Steuervergünstigungen auf Dividendengewinne.

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Welche Märkte bieten momentan besonders attraktive Dividendenrenditen?

Lofthouse: Die höchsten Dividendenrenditen lassen sich in Australien und Großbritannien erwirtschaften. Sie sind hier so hoch, weil die Unternehmen hohe Ausschüttungsquoten haben: Sie zahlen im Schnitt vielleicht 70 Prozent ihres Gewinns an die Anleger aus. Aber auch Frankreich und Deutschland sind attraktiv.

Und auf welche Sektoren schauen Sie  besonders aufmerksam?

Lofthouse: Der momentan interessanteste Sektor für uns ist der Finanzdienstleistungssektor. Aber auch Pharma- und Telekommunikations-Unternehmen sind attraktiv. Und zunehmend auch der Automobilsektor: Viele Unternehmen zahlen höhere Dividenden als in der Vergangenheit aus und erwirtschaften hohe Gewinne. Viele der Unternehmen sind momentan außerdem niedrig bewertet.

Was macht Finanzdienstleister für Sie so attraktiv?

Lofthouse: Viele Finanzmarktunternehmen haben in letzter Zeit ihre Dividenden erhöht. Einige Versicherungsunternehmen kaufen eigene Aktien zurück. Der allgemeine Trend geht hier zu höheren Dividenden – auch wenn einige Unternehmen wie die Deutsche Bank oder Unicredit in der letzten Zeit ihre Ausschüttungen gekürzt oder gestrichen haben. Dagegen haben ING Diba und Credit Agricole ihre Dividenden erhöht und werden das voraussichtlich weiter tun.

Wählen Sie Unternehmen mit einer möglichst hohen Dividendenrendite aus – oder berücksichtigen Sie noch andere Kriterien?

Lofthouse: Wir schauen auch auf die Ausschüttungsquote, die Stärke der Bilanz und den Cashflow. Wir sehen uns an, ob ein Unternehmen genügend Mittel für Dividendenzahlungen hat. Letztendlich sollte eine Dividende ein Indikator sein, der einen Ausblick auf das Vertrauen einer Gesellschaft in ihre zukünftigen Cashflows gibt.

Allerdings darf man diesen Indikator auch nicht überbewerten: Dividenden sind für Unternehmen anteilsmäßig eher ein kleiner Kostenfaktor. Viele Menschen glauben zum Beispiel, dass es Unternehmen in schwierigen Phasen helfe, wenn sie ihre Dividenden kürzen. Das bringt in Wirklichkeit gar nicht so viel. Es ist ein bisschen wie das Budget für eine Urlaubsreise verglichen mit der Summe, die ein Hypothekenkredit verschlingt: Wenn man auf die Reise verzichtet, ist trotzdem noch nicht genügend Geld da, um den Kredit zurückzuzahlen.

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