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Henderson-Urgestein Tim Stevenson „Den Warnungen vor einem Ende der Aktienrally schließe ich mich nicht an“

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Nach dieser Regel ist ein Aktienmarkt angemessen bewertet, wenn sich das durchschnittliche KGV plus Inflationsrate auf einen Wert von 20 summiert. Auch was die Dividendenrendite angeht, lassen europäische Aktien 10-jährige deutsche Bundesanleihen weit hinter sich. So beläuft sich die Dividendenrendite im MSCI Europe Index auf durchschnittlich 3,1 Prozent (Stand: 30. April 2015) gegenüber einer Rendite von 0,6 Prozent bei Bundesanleihen (Stand: 15. Mai 2015).

Politik in Europa: Sicherheit und Unsicherheit
Mit der Wahl einer konservativen Regierung wurde in Großbritannien der Status quo beibehalten. Nun besteht die Gefahr, dass die neue Regierung von einigen ihrer Mitglieder, die im Wahlkampf auf einen Anti-Europa- und Anti-Wohlfahrtskurs gesetzt hatten, nach rechts gezogen wird. Ich vermute jedoch, dass David Cameron und seine Verbündeten genau wissen, dass die Wahlen in Großbritannien in der Mitte und nicht an den Rändern der politischen Landschaft gewonnen bzw. verloren werden. Sicher besteht die Möglichkeit, dass das für 2017 geplante Referendum über den Verbleib des Landes in der Europäischen Union für die Märkte schlecht ausgeht, d.h. die Wähler für einen Ausstieg votieren. Ich glaube aber weiterhin, dass Großbritannien in einer gut funktionierenden Europäischen Union besser aufgehoben ist. Gleichzeitig bin ich wie viele führende europäische Politiker der Meinung, dass Europa weitere ernsthafte Reformen in Angriff nehmen und erfolgreich umsetzen muss.

Griechenland bleibt wie gehabt das Sorgenkind. Aus der Sackgasse, in die sich der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras in den Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank hinein manövriert hat, scheint es derzeit keinen Ausweg zu geben. Ersterer lehnt grundlegende Reformen weiter ab, während die Geldgeber zusätzliche finanzielle Hilfen von Reformen abhängig machen. Wenn Griechenland den Euro behalten will, muss es weitere Reformen durchführen und zeigen, dass es sich mit Blick auf die Konsolidierung seines Staatshaushalts in die richtige Richtung bewegt. Unglücklicherweise hat die neue Führung einen Teil der von der Vorgängerregierung erreichten Fortschritte rückgängig gemacht und die Lage für die seit Jahren unter der Rezession leidende griechische Bevölkerung noch verschlimmert.

Die europäische Geschichte geht weiter
Unter dem Strich haben die jüngsten Anzeichen einer Erholung in den europäischen Volkswirtschaften sowie das überraschend schwache Wachstum in China und den USA die Stimmung zugunsten Europas umschlagen lassen. Für weitere gute Nachrichten dürften europäische Aktiengesellschaften nicht zuletzt mit steigenden Fusionen und Übernahmen sorgen, während die Europäische Zentralbank entschlossen ihr Anleihekaufprogramm vorantreibt. Darüber hinaus wird wohl auch der aktuelle Trend einer Umschichtung von Kapital aus Anleihen in Aktien anhalten. Angesichts der unterschiedlichen Erwartungen für die beiden Anlageklassen für die kommenden 12 bis 18 Monate ist das nicht weiter verwunderlich.

Nach meiner Einschätzung müssen wir uns jetzt aber noch keine Sorgen wegen einer Rückkehr zu einem normaleren Wirtschaftsumfeld machen. Den „Crowded Trade“-Effekt behalten wir allerdings genau im Auge, denn er könnte immer wieder heftige Marktschwankungen auslösen.

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