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Hochzinsanleihen Wie sich Vermögensverwalter auf die High-Yield-Wende vorbereiten

Investoren in London und Edinburgh sagen, dass sie entweder Derivate kaufen, um sich gegen Verluste bei den renditestarken aber bonitätsschwachen Papieren abzusichern. Oder sie steigen um auf Junkbonds, die mit Sicherheiten wie Bohrinseln und Kabelnetzen unterlegt sind.

“Wir verhalten uns im Hochzinsmarkt sehr vorsichtig”, sagt Ariel Bezalel, in London Fondsmanager des Jupiter Strategic Bond im Volumen von 3,8 Milliarden Dollar. “Wir mussten bei der großen Mehrzahl der Transaktionen in diesem Jahr ’Nein’ sagen.”

Zwar ist der Stimmungsumschwung noch nicht so ausgeprägt wie in den USA, wo in der Woche bis zum 6. August 7,1 Milliarden Dollar aus Fonds, die in Hochzinsanleihen investieren, abgezogen wurden. Doch Investoren, die dieses Jahr 115 Milliarden Dollar in europäische Junkbonds gepumpt haben, werden argwöhnisch. Sie haben im Juli 0,3 Prozent verloren mit ihren Papieren, nach zwölf Monaten mit Gewinnen in Folge. In den USA kommen die Junkbonds auf Verluste von 1,3 Prozent im Juli.

Die Finanzierungskosten für Europas riskanteste Unternehmen sind sechs Jahre lang durch die Zentralbankpolitik niedrig gehalten worden. Jetzt beginnen sie zu steigen. Die durchschnittliche Rendite von Hochzinsanleihen ist seit Anfang Juli um 0,5 Prozentpunkte auf 4,15 Prozent geklettert, wie Indexdaten von Bank of America Merrill Lynch zeigen. Das ist die höchste Rendite seit Februar. Noch im Mai lag sie auf einem Rekordtief bei 3,46 Prozent.

Auch beginnen die Bondanleger, sich gegen die zunehmende Aufweichung von Schutzklauseln in den Anleihebedingungen zu stemmen. Repräsentanten von mindestens sechs Investoren haben sich im Juli in London mit der Association for Financial Markets in Europe getroffen, um über eine Verschärfung der Bedingungen zugunsten von Anlegern zu sprechen.

“Wir nähern uns einem Wendepunkt”, sagt Jon Mawby Vermögensverwalter bei GLG Partners in London. Die Gesellschaft hat den Anteil der Junkbonds in ihrem Bondfonds von 45 Prozent im vergangenen Jahr auf nur mehr 15 Prozent verringert. “Wenn Investoren selbstzufriedener werden, auch wenn sich die Strukturen der Transaktionen ungemein zu Ungunsten der Anleger verschlechtern und die Renditen komprimiert werden, dann sollten wir das als Warnsignal betrachten”, ergänzt er.

Die Nachfrage schrumpfte im Juli, als Investoren 259,7 Millionen Dollar aus westeuropäischen Hochzins-Anleihefonds abzogen - so viel wie seit Juni 2013 nicht mehr. Noch liegen die Investoren im Plus mit ihren Junkbonds: In Europa brachten die Papiere dieses Jahr bislang Gesamterträge von 4,98 Prozent ein und in den USA von 4,23 Prozent, wie aus Indexdaten von Bank of America Merrill Lynch hervorgeht.

Chris Higham, der in London den Aviva Investors Strategic Bond Fund betreut, hat den Anteil der Hochzinsanleihen im Portefeuille von rund 40 Prozent auf 30 Prozent zurückgefahren. Ein Rückgang der Rendite habe die Papiere weniger attraktiv gemacht, berichtet er.

Gleichwohl ist es nach Ansicht von Eve Tournier, Fondsmanagerin des Pimco Funds Global Investors Series - Diversified Income Fund in London, noch möglich, Potenzial zu finden, wenn das Bonitätsrisiko berücksichtigt wird. Sie konzentriert sich eher auf etablierte Unternehmen denn auf die Welle an neuen Emittenten, die typischerweise kleiner sind, eine schlechtere Kreditwürdigkeit haben und möglicherweise hoch verschuldet sind. “In dem derzeitigen Niedrigzinsumfeld können höher rentierende Anlagen eine Gelegenheit sein, wenn man das Risiko im Blick hat”, sagt sie.

Luke Hickmore, Investment-Direktor bei Scottish Widows Investment Partnership in Edinburgh, geht davon aus, dass die Fondsmanager versuchen werden, sich auf einem schmalen Grat zu bewegen - zwischen einem zu frühen Verkauf der Junkbonds und der Gefahr, zerquetscht zu werden, wenn alle gleichzeitig zum Ausgang rennen und die Papiere abstoßen wollen. Anstatt die Papiere im Swip Strategic Bond Fund, den er mitbetreut, zu verkaufen, hat er Kreditausfallswaps gekauft, um sich vor Verlusten zu schützen. Die Junkbonds hatte er Anfang des Jahres auf 45 Prozent aufgestockt, die Derivate kommen nun auf rund fünf Prozent im Fondsportfolio.

“Man sollte darauf achten, nicht zu früh zu pessimistisch zu werden”, sagt Hickmore. “Aber wir argwöhnen immer mehr, dass der Rally die Puste ausgeht.”

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