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Holland in Not – Anleihen auf der Verkaufsliste

Die Mitgliedschaft im exklusiven Club der AAA-gerateten Länder nützt den Niederlanden nicht mehr viel. Die Anleiherenditen des Landes steigen schneller als die von Österreich, Deutschland, Finnland oder Luxemburg – den anderen Euro-Ländern, die von mindestens zwei der drei großen Ratingagenturen mit der Bestnote bewertet werden. Der Renditeaufschlag niederländischer zehnjähriger Anleihen gegenüber entsprechenden französischen Papieren, die eine Stufe schlechter bewertet werden, hat sich in den letzten drei Monaten verringert. Zu den Verkäufern niederländischer Bonds gehört auch Pacific Investment Management Co. (Pimco).

„Es ist klar, dass für die Niederlande eine höhere Risikoprämie gilt“, sagte Ben Emons, Leitender Portfoliomanager bei Pimco im kalifornischen Newport Beach in einem Interview. „Sie könnte sogar auf französisches Niveau steigen, sollten die Niederlande abgestuft werden und die Wirtschaft weiter schrumpfen.“

Zwar stecken die Niederlande in ihrem zweiten Rezessionsjahr, und die Arbeitslosigkeit befindet sich auf dem höchsten Stand seit fast zwei Jahrzehnten. Jedoch spiegeln die Renditeunterschiede zwischen den AAA-Ländern der Eurozone eher politische als ökonomische Faktoren wider. Die Regierung von Ministerpräsident Mark Rutte kämpft um Unterstützung für weitere Ausgabenkürzungen, um nächstes Jahr die EU-Defizitgrenze einzuhalten. Seine Regierung wurde im November gewählt, nachdem die vorherige Koalition wegen Streits um Sparmaßnahmen auseinandergebrochen war.

„Es besteht das Risiko, dass sich die Koalition nicht einigen kann und etwas Halbherziges beschließt“, sagte Jan Von Gerich, Chefstratege bei Nordea Bank in Helsinki. „Wenn es dazu kommt, dann steigt die Gefahr eines fiskalischen Schlingerkurses, während die schwache Konjunkturentwicklung weitergeht und der Regierung keine Handlungsfähigkeit mehr zugetraut wird.“

Zehnjährige niederländische Anleihen rentierten am Freitag bei 2,06 Prozent. Damit war die Zusatzrendite, die Investoren erhalten, wenn sie statt niederländischer französische Zehnjährige halten, auf 16 Basispunkte zurückgegangen. Das war der geringste Spread seit dem 2. Mai. Ende letzten Jahres lag die Renditedifferenz bei 50 Basispunkten. Seit Ende 2012 stieg der Spread niederländischer Anleihen gegenüber deutschen Bunds von 18 auf 39 Basispunkte. Der entsprechende Spread österreichischer Anleihen verringerte sich zwischen dem 31. Dezember und dem 2. August um drei auf 40 Basispunkte, die Renditedifferenz Finnlands gegenüber Deutschland vergrößerte sich im selben Zeitraum um 6 auf 27 Basispunkte.

Zuletzt änderte Fitch Ratings seinen Ausblick für die Niederlande; wegen der Staatsverschuldung und Sorgen über die finanzielle Lage einiger Banken wurde er am 5. Februar von Stabil auf Negativ gesenkt. Moody’s Investors Service senkte am 23. Juli 2012 den Ausblick für die Niederlande auf Negativ, Standard & Poor’s hat seit dem 13. Januar letzten Jahres einen negativen Ausblick.

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