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Honorar versus Provision: „Bezeichnungsschutz und bloß keine Mischmodelle“

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Niklas: Wir brauchen einen gesetzlichen Bezeichnungsschutz. Solange dieser nicht besteht, hat die Honorarberatung keine ernsthafte Gelegenheit, sich weiter zu etablieren und sich fair abzugrenzen. Derzeit kann sich jeder Honorarberater nennen. Das ist gefährlich, denn so können sie auf dem Markt weder Qualität noch Wettbewerb sicherstellen. Derzeit wird der Begriff bei vielen Vertrieben beinahe inflationär verwendet.

Der Wettbewerb zwischen den beiden Modellen kann erst entstehen, wenn der Kunde wie zum Beispiel beim Versicherungsberater nach 34e GewO nachvollziehen kann, nach welchem Modell er beraten wird und dies auch versteht und gegebenenfalls im Gesetz nachlesen kann.

DAS INVESTMENT.com: Sollte die Honorarberatung auch mit Hilfe geänderter gesetzlicher Rahmenbedingen zulegen können, auf wessen Kosten würden die Marktanteile gewonnen werden?

Niklas: Ich glaube, dass die Banken dies eher weniger fürchten müssen als die großen Finanzvertriebe. Das ist bereits jetzt zu merken, denn diese beauftragen in Regelmäßigkeit kritische Umfragen zur Honorarberatung und schießen kräftig gegen unser Modell. Aus ihrer Sicht haben sie berechtigterweise Sorge, Berater und Kunden zu verlieren.

Wenn nun auf breiter Front eine politisch gewollte Mindestqualifikation eingeführt wird, dann wird das aus unserer Sicht vermutlich eher ein Problem der Vertriebe als der Banken. Ein gewisses Beratersterben wird politisch dabei in Kauf genommen.

DAS INVESTMENT.com: Wie hat sich die Produktwelt für Honorarberater entwickelt?
Niklas: Erfreulich, insbesondere auf der Anlageseite, auf der Versicherungsseite ist der entscheidende Durchbruch aber leider noch nicht vollends gelungen. Hier sprechen wir von Nettoprodukten, aus denen die sonst üblichen Abschluss- und Bestandsprovisionen herausgerechnet sind. Die Nettotarife werden in der Regel über Serviceprovider wie den VDH oder die confee AG bezogen.

Die Angebotspalette verbreitert sich stetig. Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung und der privaten Rentenversicherung funktioniert das schon gut. Aber es gibt immer noch Bereiche wie bei der privaten Krankenversicherung oder der Haftpflichtversicherung, wo es entweder keine Nettotarife gibt oder der Beitragsunterschied nur wenige Euro beträgt und sich dann der Einsatz einer unabhängigen Honorarberatung allein hierfür zumindest ökonomisch nicht lohnt. Fazit: Die Produktwelt der Nettotarife im Versicherungsbereich kann sich noch steigern.

DAS INVESTMENT.com: Wie beurteilen Sie den Schlingerkurs beim Anlegerschutzgesetz und der nun daraus ausgegliederten Regulierung des Vertriebs geschlossener Fonds?

Niklas: Dass die geschlossenen Fonds nun über die Gewerbeordnung und nicht über das Wertpapierhandelsgesetz reguliert werden, ist aus Sicht der Honorarberater und den Anlegerschutz ein klarer Rückschlag. Das WpHG stellt zweifelsohne eine ganz andere Messlatte dar als die Gewerbeordnung. Wie man vermuten darf, ist die Lobbyarbeit erfolgreich gewesen und hier wird erneut eine deutsche „Sonderlocke“ eingeführt. Wir verfolgen das mit Sorge.

Im vergangenen Jahr hieß es im Verbraucherschutzministerium, dass die deutschen Sonderlocken – auch die Ausnahmeregelung für den Vertrieb des Finanzinstruments der Investmentfonds gehört dazu – alle abgeschnitten würden, weil die EU diese auf Dauer ohnehin nicht goutieren würde.

DAS INVESTMENT.com: Wie viele Honorarberater vertritt die Initiative?

Niklas: Wir zählen derzeit knapp 600 Mitglieder – dazu zählen sowohl reine Honorarberater, als auch Anbieter von Mischmodellen, Kunden und Interessenten. Auf der Plattform „Honorarberater finden“ sind derzeit gut 100 tatsächliche Honorarberater vertreten.

DAS INVESTMENT.com: Sie haben wie im letzten Jahr einen Honorarberatergipfel für die Branche geplant. Er sollte im November stattfinden. Warum wird er verschoben?

Niklas: Weil es zurzeit noch keinen Gesetzesentwurf gibt und wir mit unserem weiteren Engagement aber auf diesen aufbauen möchten. Daher entzerren wir den Terminplan. Die VDH GmbH veranstaltet zudem im November ihren Honorarberaterkongress in Frankfurt. Anfang 2011, vermutlich im Februar, werden wir mit neuen Ergebnissen, auf die man dann aufbauen kann, also nachziehen.

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