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Hubert Thaler: Mit Liquiditätsabbau Konjunkturimpulse geben

Hubert Thaler
Hubert Thaler
Traditionell sind es Unternehmen, die durch die Aufnahme von Krediten für neue Investitionen und Wirtschaftswachstum sorgen. Nicht so heute: Nun verschulden sich die traditionellen Industriestaaten fast ausnahmslos mindestens in Höhe des jährlichen Bruttonationalproduktes und Privatpersonen (nicht nur) in den angelsächsischen Ländern schöpfen mit Immobilien-, Auto- und Kreditkartenkrediten ihr zukünftiges Konsumpotential bereits heute aus, als gäbe es kein Morgen mehr.

Betrachtet man die Bilanzen der weltweiten Blue Chip Aktien im Detail, tritt bei vielen Unternehmen sogar noch eine ansehnliche Nettokasse zum Vorschein, quasi die positive Differenz vergangener Gewinne und den jährlichen Dividendenausschüttungen an die Aktionäre. Speziell amerikanische Technologieunternehmen, die traditionell als Wachstumsunternehmen gelten und daher die Forderung von Aktionären nach Dividendenauszahlungen eher als verächtliche Kritik aufnahmen, haben sich beträchtliche Summen angehäuft. Neben dem Liquiditätsspitzenreiter Apple kommen auch Microsoft und Google zusammen auf fast 100 Milliarden Euro Kasse.

Selbst deutsche Unternehmen wie Siemens könnten laut Analystenmeinungen der Deutschen Bank knapp 10 Euro pro Aktie als Sondergewinn ausschütten ohne die eigene Bilanz zu gefährden. Zumindest zu Aktienrückkäufen von 3 Milliarden Euro hat sich Siemenschef Peter Löscher nun hinreißen lassen. Mit großem Erfolg. Am Tag der Ankündigung springt die Aktie nach oben und erhöht den Marktwert um rund 3,6 Milliarden Euro.

Und es handelt sich um eine einfache Rechnung. Eigenkapital ist so teuer wie nie. Fremdkapital dagegen so günstig wie selten zuvor. Gerade Unternehmen wie Siemens können so teures Eigenkapital gegen die Ausgabe lang laufender festverzinslicher Wertpapiere tauschen, die vor Inflation bestenfalls bei 3 Prozent Zinskosten liegen. Das Beispiel Siemens zeigt daher auch, dass eine Betrachtung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses das Renditepotential eines Aktienunternehmens deutlich unterschätzen kann, wenn das Unternehmen einen hohen Bestand an niedrig verzinsten Kassebeständen hält. Genau dies ist heute vielfach der Fall!

Daher sollten viele Unternehmenslenker nach der konjunkturellen Achterbahnfahrt seit 2007 wieder Mut fassen, einen Großteil der Nettokassen an die Aktionäre ausschütten und neue Investitionen mit historisch günstigen Zinspapieren finanzieren. Ganz nebenbei sollte es dabei gelingen, der Gesamtwirtschaft einen positiven Wachstumsimpuls zu verleihen.

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