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Hüfners Wochenkommentar „Anleger profitieren von niedriger Arbeitslosigkeit“

„Anleger profitieren von niedriger Arbeitslosigkeit“
Martin Hüfner, Chefvolkswirt von Assenagon Asset Management

Jeder weiß, dass es einen Zusammenhang zwischen Populismus und der wirtschaftlichen Lage gibt. Der amerikanische Präsident Trump wäre nicht gewählt worden, wenn es den USA wirtschaftlich besser gegangen wäre. Marine Le Pen hätte weniger Erfolg, wenn die Arbeitslosigkeit in Frankreich geringer wäre. Der frühere US-Präsident Clinton hat das auf die griffige Formel gebracht: „It's the economy, stupid“.

Gemessen daran dürfte es in Deutschland eigentlich keine Probleme geben. Die Wirtschaft läuft gut. Die Exportunternehmen feiern einen Rekord nach dem anderen. Die Arbeitslosigkeit geht trotz des Zustroms der Flüchtlinge Monat für Monat zurück. Deutschland war in der großen Finanzkrise das einzige Industrieland, das keinen größeren Anstieg der Arbeitslosenzahlen hatte.

Aber wie kommt es dann, dass es auch in Deutschland immer mehr Radikale gibt und die AfD erstaunlich viele Anhänger hat? Manche führen das auf die Ungleichheit von Einkommen und Vermögen zurück oder auf mangelnde Sozialleistungen. Sie fordern daher unter anderem eine Deckelung der Manager-Gehälter oder eine Ausweitung der Sozialleistungen. Das alles mag eine Rolle spielen. Es gibt aber noch einen viel einfacheren, nahe liegenden Grund: Die wirtschaftliche Lage ist nicht so gut, wie viele meinen.

„Die Zahlen sind nicht brillant“

Ich habe mir dazu einmal die Arbeitslosenstatistik in Deutschland genauer angeschaut (siehe Grafik). Die Zahlen sind nämlich gar nicht so brillant, wie immer wieder gesagt wird. Die Arbeitslosenquote liegt bei 5,9 Prozent. Sie ist erheblich höher als beispielsweise in den USA (4,7 Prozent). Sie geht zwar zurück, aber bei weitem nicht so stark, wie in vergleichbaren Zeiten früher. Es gibt in Deutschland immer noch 2,6 Millionen Arbeitslose, aber nur 690.000 offene Stellen. Ich erinnere mich noch an Zeiten, wo es mehr offene Stellen als Arbeitslose gab.

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Arbeitslose in Prozent der zivilen Erwerbspersonen, Deutschland

Quelle: Bundesbank

Deutschland hat heute so viele Arbeitslose wie in den schwierigen Jahren unmittelbar nach der Wiedervereinigung. In den 60er und 70er Jahren des vorherigen Jahrhunderts, einschließlich der Weltrezession 1975 war die Arbeitslosenquote wesentlich niedriger. In den 60er Jahren lag die Quote unter 1  Prozent, die Zahl der Arbeitslosen manchmal sogar unter 100.000. Das war damals vielleicht etwas zu viel des Guten.

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