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Hüfners Wochenkommentar „Bank-Aktien profitieren von sinkenden Anleihekäufen“

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Großer Nachfrager fällt weg

Manche wenden ein, dass mit der Rückführung der Wertpapierkäufe ein großer Nachfrager an den Kapitalmärkten wegfällt. Die EZB hat schließlich bisher pro Tag im Schnitt Papiere im Wert von rund 2 bis 3 Milliarden Euro erworben. Wenn sie das jetzt nicht mehr tut, müssten doch die Kurse fallen. Das gilt aber nur, wenn das Angebot auf den Märkten gleich bleibt.

Das ist aber nicht der Fall. Die europäischen Staaten haben in den letzten Jahren ihre Haushaltsdefizite reduziert und benötigen heute weniger Geld vom Kapitalmarkt. Die Unternehmen haben in den letzten Jahren die Gunst der hohen Liquidität genutzt, um neue Mittel aufzunehmen. Jetzt sind die meisten gut durchfinanziert. Sie können sich bei der Emissionstätigkeit zurückhalten. Die verringerte Nachfrage trifft also auf ein geringeres Angebot. Die Zinsen müssen daher nicht steigen.

Verweis auf Psychologie

Andere verweisen auf die Marktpsychologie. Zum ersten Mal seit acht Jahren führt die Zentralbank keine neuen expansiven Maßnahmen mehr ein, sondern verringert sie. Das ist fast eine kopernikanische Wende. Sie könnte manch einen Anleger verschrecken. Andererseits werden die Zentralbanken sehr vorsichtig vorgehen. Sie haben kein Interesse an Zinserhöhungen. Wir haben das schon in den letzten Jahren in den USA gesehen. Die EZB wird eher noch marktschonender vorgehen. Sie will die gerade verbesserten Staatsfinanzen in den Staaten der Peripherie nicht durch Zinserhöhungen erneut in Gefahr bringen. Vor allem will sie kein Wiederaufflammen der Eurokrise riskieren.

Auch die Aktienmärkte werden nicht negativ reagieren. Zwar profitieren sie nicht mehr von der wachsenden Liquiditätsschwemme an den Märkten. Das war aber ohnehin kein solides Fundament. 

Letztlich hängt die Kursentwicklung bei den Aktien primär von der Konjunktur und den Unternehmensgewinnen ab. Solange sie gut sind, sind auch die Aktienmärkte in Form. Die EZB wird bei einer Verringerung der Wertpapierkäufe alles tun, die Konjunktur nicht zu beeinträchtigen. Sollte sich die gesamtwirtschaftliche Lage trotzdem verschlechtern, bin ich sicher, dass die EZB die Verringerung der Wertpapierkäufe ohne zu zögern stoppt.

Gut für den Anleger

Haben Sie keine Angst, wenn die EZB jetzt ihre Wertpapierkäufe reduziert. Darunter werden weder die Zinsen noch die Aktien leiden. Es kann zwar temporäre Irritationen geben. Für die Zinsen kommt es vor allem auf die Inflation an. Nur wenn sie zulegt (was bisher nicht erkennbar ist), werden die Bondrenditen steigen.

Für die Aktien ist wichtig, dass die Gefahr der Blasenbildung geringer wird. Wer besonders von der Rücknahme der Wertpapierkäufe profitiert, werden die Titel von Banken sein. Die Institute müssen nicht mehr so viel Liquidität in verlustbringenden Geldmarktanlagen unterbringen.

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