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Hüfners Wochenkommentar „Da droht neues Ungemach“

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Natürlich muss und wird nicht alles wieder wie früher sein. Wir leben in einer anderen Zeit. Die Zinsen werden in Zukunft vermutlich niedriger sein. Die Finanzminister brauchen dies, um die Staatsschulden nicht zu groß werden zu lassen. Vielleicht spielt auch eine Rolle, dass die heutigen Gesellschaften der Zukunft in ihren Überlegungen nicht mehr eine so große Bedeutung zumessen. Die Liquidität kann wegen anderer Zahlungsmodalitäten vielleicht auch etwas höher sein. Vielleicht werden wir auch mit strukturell höheren Staatsschulden leben und unsere Vorstellungen von der langfristigen Tragfähigkeit von Schulden anpassen müssen.

Unbestreitbar ist jedoch, dass der gesamte wirtschafts- und währungspolitische Rahmen der Marktwirtschaft so nicht bleiben kann. In der Geldpolitik beginnen die USA und Großbritannien schon damit, erste Maßnahmen zur Verringerung der Liquidität und zur Erhöhung der Zinsen ins Kalkül zu ziehen. Bei der Staatsverschuldung geht es noch etwas langsamer. Das, was derzeit an Fortschritten in einigen Ländern erzielt wurde (unter anderem in Deutschland), beruht zum großen Teil auf Verbesserungen der Konjunktur.

Die Veränderungen, die hier anstehen, sind riesig. Sie sind so groß wie 2008/2009, nur eben mit umgekehrtem Vorzeichen. Sie werden alle Bereiche der realen und monetären Aktivität erfassen. Ob sie sich reibungslos vollziehen, kann heute niemand sagen. Es gibt keine Beispiele aus der Vergangenheit, auf die man zurückgreifen kann.

Nach der großen Weltwirtschaftskrise kam es zu großen politischen und militärischen Verwerfungen bis hin zum Zweiten Weltkrieg. So etwas wird sich hoffentlich nicht wiederholen. Kleinere Krisen in der Nachkriegszeit wurden teils relativ reibungslos überwunden, teils führten sie zu erheblichen Friktionen. Sehr viel hängt davon ab, wie geschickt und vorsichtig die Zentralbanken vorgehen und wie viel Zeit sie haben, beziehungsweise sie sich für die Anpassung nehmen.

Für den Anleger

Langweilig wird es auf den Finanzmärkten nicht. Die Krisenbekämpfung war für die Finanzmärkte eine goldene Zeit. Wenn sie zu Ende geht, wird es zunächst viel Unsicherheit geben. Niemand weiß, wie die neue Welt aussieht. Die Kurse werden nachgeben, wenn die Zentralbanken nicht ganz besonders "zartfühlend" vorgehen. Für die längere Frist kommt es darauf an, ob die Realwirtschaft so gut ist, dass sie die Finanzmärkte auch ohne die Droge der ultralockeren Politik bei den gegebenen Niveaus trägt.

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