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Hüfners Wochenkommentar Das spanische Wunder

Martin Hüfner
Martin Hüfner
Die Nachricht, die mich in der vorigen Woche am meisten überraschte, war die Bekanntgabe der Zahlen für das spanische Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal. Es ist preisbereinigt um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen. Das ist das vierte Wachstumsplus in diesem Land nacheinander. Die Expansion war in den ersten drei Monaten so hoch wie seit 2010 nicht mehr. Die Grafik zeigt den bemerkenswerten Umschwung seit Anfang 2013.

Wachstumsdynamik in Spanien

Reales BIP in % gegenüber dem Vorquartal
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(Quelle: Eurostat)


Das ist ein großer Erfolg für Spanien. Das Land hat es nach vielen Entbehrungen endlich geschafft, die Rezession hinter sich zu lassen. Wenn sich die Dynamik so fortsetzen sollte, dann werden die bisherigen Wachstumsprognosen (1 Prozent im Jahr 2014, 1,7 Prozent im Jahr 2015 laut EU-Kommission) deutlich überschritten. Es ist nicht auszuschließen, dass Spanien in diesem Jahr so schnell wächst wie Deutschland.

Es ist aber auch ein Erfolg für den Euroraum insgesamt. Es bestätigt die Verbesserungen, die schon seit einiger Zeit erkennbar sind. Die Target-Salden, die ein guter Indikator für die Lage im Euroraum sind, sind in den letzten zwei Jahren um EUR 180 Milliarden zurückgegangen. Entsprechend sind Forderungen der Bundesbank an die anderen Mitglieder der Gemeinschaft zurückgezahlt worden.

Die spanischen Wachstumszahlen sind vielleicht ein noch wichtigerer Indikator als die Rückkehr Griechenlands und Portugals an die internationalen Finanzmärkte. Denn hier handelt es sich nicht um eine Verbesserung der Stimmung der Investoren (die von einem Tag auf den anderen umschlagen kann). Hier geht es um Hard Facts der Realwirtschaft. Was produziert wurde, kann nicht mehr wegdiskutiert werden.

Natürlich darf man nicht übertreiben. Die Krise ist noch nicht zu Ende. Das spanische Bruttoinlandsprodukt liegt preisbereinigt deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Die Arbeitslosigkeit ist sehr hoch.
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