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Hüfners Wochenkommentar Der Euroraum ist der neue Liebling der Kapitalmärkte

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Die Zinsen haben sich angenähert. Die Differenz zwischen den Renditen langfristiger deutscher und italienischer Staatsanleihen, die in der Spitze fast 400 Basispunkte erreichte, ist inzwischen auf etwas mehr als 120 Basispunkte gefallen. Was noch vor einem halben Jahr niemand für möglich gehalten hätte: Die Renditen für kurzlaufende Staatspapiere sind jetzt selbst in Italien negativ. Investoren sind bereit, dem italienischen Staat eine Prämie dafür zu zahlen, dass sie dessen Schuldverschreibungen erwerben dürfen.

Ist mit dem Euro also alles in Ordnung?

So weit gehen auch die Märkte nicht. Der Euro ist bildlich gesprochen aus der Reha-Klinik entlassen. Er soll sich aber noch schonen. Die Europäische Zentralbank ist nach wie vor besorgt. Sie hat erst letzte Woche ein umfangreiches Stimulierungspaket beschlossen.



In Griechenland gibt es noch Kapitalverkehrskontrollen. Die Reformen müssen immer wieder angemahnt werden. Die berüchtigten Target-Salden, die ich immer als ein gutes Barometer für den Zustand der Währungsunion bezeichnet habe gehen nicht mehr zurück, sondern steigen seit ein paar Monaten wieder. Auch das passt nicht. Italien befindet sich erst am Anfang seiner Reformpolitik. Es hat noch einen langen Weg vor sich. Frankreich hat mit Reformen noch gar nicht richtig angefangen. Polen will unter der neuen Regierung nicht mehr dem Euro beitreten. Mit einiger Chuzpe versucht Großbritannien die kritische Stimmung zum Euro zu nutzen. Es hat jetzt vorgeschlagen, die EU in einer Änderung des Lissabon-Vertrags nicht als Eurosystem zu deklarieren, sondern als „Multiwährungssystem". Das wäre das Ende des Euros als der künftigen Währung ganz Europas.

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Ganz abgesehen davon wissen natürlich alle, dass sich die Währungsunion in einem langen Ausbauprozess befindet. Zur Bankenunion muss eine Kapitalmarktunion kommen, eine Fiskalunion und am Ende auch eine politische Union. Das dauert noch Jahrzehnte.

Für den Anleger

Machen Sie es wie die anderen. Lassen Sie sich durch die Diskussion über die Eurokrise nicht ins Boxhorn jagen. Natürlich investiert man nicht in Krisenregionen. Wenn die Krise aber zu Ende geht oder unmittelbar vor dem Ende steht, wie das derzeit beim Euro der Fall ist, dann ist das der ideale Zeitpunkt, hier Geld anzulegen. Dann sind die Kurse noch niedrig und es besteht die Hoffnung, dass sie demnächst ansteigen werden. Genau das ist in Europa derzeit der Fall. Es gilt vor allem für die Aktienmärkte. Bestes Beispiel ist derzeit Italien. An den Rentenmärkten ist die Erholung schon weitgehend gelaufen.

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