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Hüfners Wochenkommentar Die Angst der Notenbanken vor höheren Zinsen

Martin Hüfner, Chefvolkswirt von Assénagon
Martin Hüfner, Chefvolkswirt von Assénagon
Ich möchte mal wider den Stachel in der Geldpolitik löcken. Passt das, was die Europäische Zentralbank derzeit tut, zur Konjunktur?

Normalerweise folgen die Notenbanken dem Auf und Ab der Wirtschaft. Wenn sich  das Wachstum verlangsamt, senken sie die Zinsen. Wenn es wieder nach oben geht, dann erhöhen sie sie.

In den vergangenen Jahren hatten sie die Zinsen weltweit drastisch herunter genommen. Jetzt erholt sich die Konjunktur. An sich müssten die  Zentralbanken nun darüber nachdenken, die Zinsen wie der anzuheben. Die Grafik zeigt wie die Leitzinsen entsprechend der gesamtwirtschaftlichen Erholung nach oben gehen müssten (gestrichelte Linie).

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Damit tun sich die Notenbanken aber außerordentlich schwer. Sie haben sich sogar ein eigenes Instrumentarium geschaffen, mit dem sie allen Spekulationen über höhere Zinsen entgegen treten. Das ist die "Forward Guidance". Es ist das Versprechen, die Zinsen noch für einen längeren Zeitraum niedrig zu halten.

Die Europäische Zentralbank hält sich sogar die Option offen, ihre Sätze nicht doch noch einmal zu senken oder andere Lockerungsmaßnahmen zu ergreifen.

Es sind zwei Gründe, die die Notenbanken für ihre Haltung anführen. Zum einen fürchten sie, dass die Konjunktur noch nicht ausreichend gefestigt und die Eurokrise noch nicht überwunden ist.

Zum anderen weist vor allem die EZB darauf hin, dass sie nicht auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung zu achten hat, sondern auf die Erhöhung der Preise. Von dort geht derzeit aber keine Gefahr aus.

Beides ist aus meiner Sicht nicht stichhaltig. Was die Konjunktur betrifft, so ist sie so stabil wie selten. Sie beruht nicht nur auf zyklischen Faktoren oder auf staatlichen Nachfrageimpulsen. Sie ist vielmehr das Ergebnis struktureller Anpassungen und Korrekturen nach der großen Krise.

Die Wirtschaft ist heute gesünder als damals. Sicher kann man über das Ausmaß der Erholung streiten. Ich kenne jedoch keine Prognose, die daran zweifelt, dass es in den USA und in Europa 2014/15 deutlich nach oben geht.

Nur im Falle eines großen Crashs in China oder einer drastischen Verschärfung der weltpolitischen Lage weit über das bisher erkennbare Maß hinaus, wäre die Konjunktur gefährdet.
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