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Hüfners Wochenkommentar Diese 6 Gründe sprechen gegen Industrieländer

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Fünftens: Bremst die anhaltende politische Unsicherheit. Die Wahlen in den USA, Frankreich und Deutschland könnten zu grundsätzlichen Weichenstellungen führen, die das wirtschaftliche Geschehen nachhaltig beeinflussen. Dazu kommen die vielen Krisenherde in der Welt, wo die Lage eskalieren kann. Da ist Attentismus in der Wirtschaft verständlich.

Sechstens schließlich: Der Zyklus läuft aus. Der Aufschwung begann Anfang 2009. Er wird nächstes Jahr acht Jahre alt. Das ist ungewöhnlich lang. Da kann ihm schon einmal die Puste ausgehen. Das gilt für die USA genauso wie für Europa.

All das sind gute Gründe, weshalb man bei der Konjunktur 2017 vorsichtig sein sollte. Das Wirtschaftswachstum wird aus meiner Sicht schwächer ausfallen als viele derzeit erwarten. Andererseits sollte man das Bild auch nicht zu schwarz malen. Es gibt auch Positives. Eines ist die Entschlossenheit der Regierungen diesseits und jenseits des Atlantiks, die Fiskalpolitik zu aktivieren. Weltweit wird es zu Ausgabenprogrammen kommen, vielleicht auch zu Steuersenkungen. Das erhöht das Wachstum, allerdings auch die öffentliche Verschuldung.

Gut für die Konjunktur in den Industriestaaten ist auch, dass es in den Schwellen- und Entwicklungsländern wieder etwas besser geht. Der Ölpreis ist niedrig. Er stützt die Kaufkraft der Verbraucher. Der private Konsum wird 2017 die wichtigste Säule der Konjunktur sein. Auch das ist kein schlechtes Zeichen, denn Konsumenten sind in ihrem Verhalten meist nicht so volatil wie Investoren. Eine Rezession schließe ich unter diesen Umständen aus.

Regional gibt es freilich erhebliche Unterschiede. Für die USA bin ich skeptischer. Da sind viele Ermüdungszeichen erkennbar. Der starke Dollar belastet. Die niedrigen Ölpreise sind eine Bürde für die dortigen Ölproduzenten. Die expansive Fiskalpolitik wird dort zwar vermutlich stärker sein. Sie wird aber wegen des Wechsels im Präsidentenamt später wirksam werden. Europa wird dagegen insgesamt besser dastehen. Deutschland profitiert bei der Konjunktur – trotz aller Klagen in der Öffentlichkeit – von den Ausgaben für die Flüchtlinge. Italien und Frankreich machen noch Schwierigkeiten.

Für den Anleger

Normalerweise sind Zeiten wirtschaftlicher Schwäche für die Kapitalmärkte nicht unbedingt schlecht. Zwar gehen die Gewinne zurück und die Risiken der Unternehmen steigen. Andererseits lockert die Notenbank die Geldpolitik, was sowohl den Aktien als auch den Renten und Credits zugutekommt. 2017 könnte das freilich anders sein. Denn die Notenbanken haben nicht mehr so viel Spielraum zu lockern. Nicht weil es ihnen an Munition fehlt, sondern weil es zunehmend Zweifel an der Wirksamkeit der Geldpolitik gibt. Anleger sollten ihre Renditeerwartungen für 2017 daher nicht zu hoch ansetzen.

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