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Hüfners Wochenkommentar Gehen die Zentralbanken unter die Zocker?

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Auf der anderen Seite wird dadurch eine neue große Anlegergruppe für den Markt erschlossen. Das hilft den Kursen. Der Markt wird breiter und stabiler. Die Reserven der Zentralbanken werden rentabler angelegt. Laut OMFIF haben die Notenbanken der Welt durch die ineffiziente Anlagepolitik bisher auf Einnahmen in Höhe von 200 bis 250 Milliarden Dollar verzichtet.

Das wichtigste Argument liegt jedoch woanders. Die einseitige Anlage der Notenbankreserven verzerrt die Kapitalmärkte. Sie begünstigt Bonds – vor allem Staatsanleihen – und benachteiligt Aktien, also die Realwirtschaft. Die Zinsen sind zu niedrig, die Kosten des Eigenkapitals zu hoch. Das fördert die Verschuldung vor allem des Staates, aber auch der Privatwirtschaft. Wir sollten uns nicht über die zu hohe Verschuldung beschweren, wenn wir sie durch die Anlagepolitik der Notenbanken ausdrücklich fördern.

Umgekehrt bekommen die Unternehmen relativ weniger Mittel, die zudem noch teurer sind. Das bremst Wachstum und Arbeitsplätze. Es fällt insbesondere in einer Zeit ins Gewicht, in der die Notenbanken nicht mit zu hoher Inflation zu kämpfen haben, sondern mit zu geringer Expansion der Wirtschaft.

Manche sagen, Zentralbanken müssten in Bonds investieren, weil sie weniger riskant sind. Das gilt nach den Turbulenzen der vergangenen Jahre nicht mehr. Es gibt keine risikolosen Anleihen mehr. Umgekehrt sind Aktienanlagen nicht so riskant wie oft behauptet. Man muss das Portfolio nur auf Unternehmen mit guter Finanzierung, einem vernünftigen Geschäftsmodell und ordentlicher Dividende beschränken. Man muss auf eine Diversifizierung der Risiken achten und man muss sich klug gegen Kursschwankungen absichern.

Eines ist freilich wichtig, wenn Notenbanken ihre Reserven auch in Aktien anlegen. Das ganze muss transparent sein. Sonst haben die Notenbanken als Großinvestor einen Wettbewerbsvorteil. Offenheit und Transparenz gehören freilich bisher nicht zu den Stärken der Notenbanken.

Für den Anleger
ist ein größeres Engagement der Notenbanken auf den Aktienmärkten natürlich eine gute Nachricht. Es kommt mehr Geld auf den Markt. Es gibt einen neuen risikoaversen Investor, der Stabilität in den Markt bringt. Vielleicht würde dann auch mancher Bonds-Investor seine bisherige Abneigung gegen Dividendentitel überdenken.

Last but not least ist es gesamtwirtschaftlich nicht von Nachteil, wenn die Notenbanken auch in ihrem Denken näher an den Markt rücken. Es verringert die Gefahr von Turbulenzen gerade in Zeiten geldpolitischen Umsteuerns.

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