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Hüfners Wochenkommentar Kapitalflucht aus China

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Wenn ich mir die Zahlen der chinesischen Zahlungsbilanz anschaue, dann gibt es nur eine Erklärung für den schwachen Renminbi: Das sind die Kapitalbewegungen. Wie bei allen schwachen Währungen dieser Welt haben in- und ausländische Anleger das Vertrauen in die chinesische Währung verloren. Inländer versuchen, ihr Geld ins Ausland zu bringen. Ausländer gehen Short und setzen darauf, dass sie sich später billiger mit Renminbi eindecken können. Das ist Marktwirtschaft pur und für Vertreter einer Planwirtschaft schwer zu verstehen (und noch schwerer zu steuern).

Es ist symptomatisch, dass China im Januar seine Importe aus Hongkong um fast 120 Prozent (das ist kein Schreibfehler) gesteigert hat, obwohl die gesamten Einfuhren des Landes zurückgegangen sind. Hier haben Importeure offenbar durch überhöhte Rechnungen Geld ins Ausland geschafft und damit die bestehenden Kapitalverkehrskontrollen umgangen.

Leider gibt es in China keine offiziellen Statistiken zum Kapitalverkehr. Um trotzdem eine Vorstellung von der Entwicklung zu bekommen, habe ich sie aufgrund der Leistungsbilanz und der Währungsreserven geschätzt. Das Ergebnis finden Sie in der Grafik. Sie zeigt, wie sich der Kapitalverkehr in den letzten Jahren verändert hat. Lange Zeit war der Saldo positiv. Es strömte mehr Geld ins Land, als durch die Leistungsbilanz verdient wurde. Das war die Zeit des großen China-Booms. Das chinesische Modell schien zu funktionieren. Seit zwei Jahren ist der Lack ab. Investoren sind zunehmend skeptisch. Es fließt mehr Geld ab.

Für den Anleger

Die Unsicherheit, die von der chinesischen Währung ausgeht, ist ein grundsätzliches Problem. Sie wird noch eine Weile erhalten bleiben und die Börsen in China und weltweit belasten. Die beste Methode, die Kapitalflucht zu bremsen und Vertrauen wieder herzustellen ist eine Aufwertung des Wechselkurses. Niemand verlässt eine Währung, die im Zeitablauf an Wert gewinnt. Ich vermute daher, dass die Zentralbank in Peking noch stärker intervenieren wird als in der Vergangenheit. Geld dazu hat sie angesichts der enormen Währungsreserven genug. Im Übrigen wird die Regierung Reformen auch in der Realwirtschaft durchführen, damit die Menschen an das Modell glauben und ihr Geld im Inland lassen. Davon können auch Sie profitieren. Schreiben sie China also nicht ab. Die dortigen Märkte sind im Übrigen zu groß, als dass sie in einem globalen Portfolio fehlen dürften.

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