LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 4 Minuten

Hüfners Wochenkommentar Warum steigende Zinsen die Aktienkurse befeuern könnten

Seite 2 / 2

Zinserhöhungen haben immer 2 Effekte

Wie kommt es zu dieser, der herrschenden Lehre widersprechenden Reaktion? Der Grund ist einfach. Zinserhöhungen haben – was oft übersehen wird – immer zwei Effekte, die in entgegengesetzter Richtung wirken. Der erste Effekt ist, dass Kredite teurer werden. Das ist das, was die Notenbank mit einer restriktiveren Politik beabsichtigt.

Es würde für sich genommen zu schwächeren Börsen führen. Der zweite Effekt ist, dass Zinserhöhungen ein Zeichen sind, dass es der Wirtschaft und den Unternehmen besser geht und dass die Notenbank deshalb restriktiver werden kann. Das ist ein positives Zeichen für die Aktien.

Das gleiche gilt mit umgekehrten Vorzeichen für Zinssenkungen. Sie entlasten auf der einen Seite die Wirtschaft und stimulieren die Konjunktur. Das hilft den Aktien. Auf der anderen Seite senden sie das Signal, dass die Wirtschaft nicht so gut läuft und daher gestützt werden muss. Das belastet die Aktienmärkte.

Anleger vertrauten auf die Zentralbanken

A priori kann man nicht sagen, welcher von beiden Effekten in der Wirklichkeit überwiegt. Theoretisch können es sowohl die unmittelbaren Wirkungen der Zentralbankmaßnahmen sein als auch die Erwartungen, die die Investoren daraus ableiten. In den letzten 30 Jahren waren es offenbar stets die Erwartungen der Investoren, die sich am Ende durchsetzten.

Die Anleger vertrauten darauf, dass die Zentralbanken es schon richtig machen werden. Wenn sie die Zinsen anheben, werden sie die Wirtschaft nicht überfordern. Die Aktienkurse können steigen. Wenn sie die Zinsen senken, werden sie dafür ebenfalls gute Gründe haben und die Investoren sollten sich eher aus dem Markt verabschieden.

Als die Inflation zu galoppieren drohte

Das ist der Normalfall. Freilich gibt es auch Ausnahmen von der Regel. Auch das zeigt die Geschichte (in der Grafik nicht abgebildet). In den turbulenten 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts beispielsweise, als die Inflation wegen der höheren Ölpreise zu galoppieren drohte, konnte man nicht mehr darauf vertrauen, dass eine restriktivere Geldpolitik immer mit einer gut laufenden Wirtschaft einhergeht.

Die Notenbanken mussten damals die Notbremse ziehen und nahmen das Risiko einer Rezession in Kauf. Es war klar, dass die Aktienmärkte in solchen Fällen negativ auf Zinserhöhungen reagierten.

Das ist wichtig für den Anleger

Die Ängste, dass ein Kurswechsel der Geldpolitik die jahrelange Hausse auf den Aktienmärkten beenden würde, sind im Augenblick nicht gerechtfertigt. Wenn die Notenbanken auf die Bremse treten, dann ist das eine Folge der stabilen Konjunktur und damit ein gutes Zeichen für die Aktienmärkte. Da sollte man investiert bleiben.

Andererseits kann man sich darauf nicht verlassen. Wenn der Fall eintreten sollte, dass die Inflation Beine bekommt und sich über die Maßen beschleunigt, dann könnte es brenzlich werden. Dann müsste die Notenbank die Zinsen vielleicht stärker erhöhen als dies mit einer guten Konjunktur vereinbar ist. Dann würden die Aktienmärkte kippen. Das ist aus heutiger Sicht – noch – unwahrscheinlich. Ausschließen kann man es aber nicht.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion