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Hüfners Wochenkommentar Was bedeutet ein "Grexit" für den Anleger?

Martin Hüfner, Chefvolkswirt von Assenagon Asset Management
Martin Hüfner, Chefvolkswirt von Assenagon Asset Management
Was passiert, wenn es bei dem Gepokere über die Zukunft Griechenlands im Euro doch zu einem "Grexit" kommt? Keiner will, dass das Land aus dem Euro ausscheidet. Aber keiner kann es ausschließen. Finanzminister Varoufakis hat ausdrücklich gesagt, dass er bei Verhandlungen immer auch ein Scheitern einkalkuliert.

Ein "Grexit" ist nach wie vor nicht das wahrscheinlichste Szenario. Aber zu 40 Prozent sollte man schon damit rechnen. Auf das Wetter übertragen: Bei solch einer Regenwahrscheinlichkeit nimmt man besser einen Regenschirm mit. Die englische Regierung hat offiziell verlauten lassen, dass sie sich auf die Folgen eines "Grexits" vorbereitet. In vielen Unternehmen und Banken liegen die Notfallpläne in der Schublade. Auf was muss sich der Anleger einstellen?



Wenn es zu einem "Grexit" kommt, erwartet der bekannte amerikanische Ökonom Barry Eichengreen in Anlehnung an die fatale Pleite der Investmentbank Lehman Brothers 2008 ein "Lehman zum Quadrat". Das ist übertrieben. So schlimm kommt es nicht. Griechenland ist ein kleines Land. Es macht weniger als 2 Prozent des BIP des Euroraums aus (siehe Grafik).

Aber einen großen Knall wird es schon geben. Finanzmärkte reagieren sensibel auf Unsicherheit. Internationale Investoren schauen sich um, wo das "nächste Griechenland" im Euroraum sein könnte. Es könnte zu erheblichen Spekulationswellen kommen. Nach der Freigabe des Schweizer Frankens hat man gesehen, dass von regional begrenzten Ereignissen oft mehr Bereiche betroffen sind als ursprünglich vermutet.

Der erste Gedanke, den jeder für einen solchen Fall hat, ist: Da möchte man nicht dabei sein. Das Geld sollte vorher in Sicherheit gebracht werden. Die meisten denken dabei an Fluchtorte wie die Schweiz oder Norwegen, vielleicht auch an Kanada oder Dänemark.

Das ist jedoch falsch. Nur für die Griechen ist es sinnvoll, ihr Geld außer Landes zu bringen, denn die neue Drachme wird sich abwerten. Zudem wird die Regierung in Athen den Kapitalverkehr beschränken. 
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