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Hüfners Wochenkommentar Wird China die gegenwärtige Krise überstehen?

Martin Hüfner, Chefvolkswirt bei Assenagon
Martin Hüfner, Chefvolkswirt bei Assenagon
Dass die derzeitige Krise in China gefährlich ist, wissen alle. Die Frage ist: Wie gefährlich ist sie? Führt sie zu einer Rezession (die die restliche Welt mit nach unten ziehen würde)? Oder ist sie eher Ausdruck eines Strukturwandels, der am Ende zu nachhaltigerem Wachstum führt, wie man es heute etwas euphemistisch in offiziellen Dokumenten lesen kann?

Niemand hat darauf eine verlässliche Antwort. Das liegt daran, dass wir sehr wenig über das Land wissen. China ist zwar die größte Volkswirtschaft der Welt. Es gehört aber auch zu den Staaten, über die es am wenigsten gesicherte Informationen gibt. Offizielle Dokumente können nur die wenigsten im Original lesen. Makrozahlen wie das Sozialprodukt sind nicht vertrauenswürdig. Mikrozahlen wie Stromverbrauch sind zwar unverdächtig. Ihre Bedeutung ist angesichts des massiven Strukturwandels aber schwer einzuschätzen.

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Wir sind also auf Vermutungen und auf die Aussagen von Experten angewiesen. Die meisten sagen derzeit, dass sich die Wirtschaft in China bald stabilisieren wird. Das ist tröstlich. Um aber etwas mehr Sicherheit zu bekommen, habe ich mir einmal die Geschichte angeschaut. Wie haben sich die Krisen in China in früheren Jahren entwickelt? In der Tat kann man daraus etwas über die jetzige Situation ableiten.

Schauen Sie sich die Grafik an. Sie zeigt die Entwicklung des BIP in China in den letzten 35 Jahren. Es sind klar drei Krisen zu erkennen.

Die drei Krisen in China?

Wachstum des BIP, in Prozent gegenüber dem Vorjahr


Die erste Krise fand in der zweiten Hälfte der 80er Jahre statt. Das war die Zeit, in der die Preise in China sukzessive freigegeben wurden. Damit sollte das ungute Nebeneinander von staatlich festgelegten und vom Markt bestimmten Preisen beseitigt werden. Das war an sich eine sinnvolle Maßnahme. Die Entwicklung geriet damals jedoch außer Kontrolle und führte zu einer starken Geldentwertung. Die Inflation erreichte zeitweise knapp 30 Prozent. Das löste Unruhen in der Bevölkerung aus. Am Ende kam es zu dem schrecklichen Massaker auf dem Tian'anmen Platz (1989). Das war politisch eine Katastrophe. Ökonomisch gelang jedoch schon kurz danach eine Stabilisierung. Die Wachstumsrate stieg wieder auf 9 Prozent.

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