Ifo-Präsident Fuest zu Autozöllen
Die EU muss geschlossen vorgehen
Clemens Fuest ist Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft sowie Präsident des Ifo Instituts. Foto: Ifo Institut
Der Handelsstreit mit den USA geht in die nächste Runde. US-Präsident Donald Trump will Strafzölle auf Autos aus Europa einführen. Die ökonomischen Folgen für Europa können erheblich sein.
In der Debatte über die US-Strafzölle wird oft behauptet, Donald Trump verfolge das Ziel, die EU zu spalten. Unter den EU-Staaten ist Deutschland der mit Abstand größte Exporteur von Autos in die USA, gefolgt von Großbritannien, das die EU verlassen wird. Mit einigem Abstand folgt Italien mit einem Exportvolumen von knapp fünf Milliarden Dollar.
Kosten einer Eskalation hätten alle zu tragen
Viele erwarten vor diesem Hintergrund, dass die EU-Partner sich weigern könnten, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Denn unter den Autozöllen würde vor allem Deutschland leiden, die Kosten einer weiteren Eskalation hätten aber alle zu tragen. Dabei wird übersehen, dass die deutschen...
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In der Debatte über die US-Strafzölle wird oft behauptet, Donald Trump verfolge das Ziel, die EU zu spalten. Unter den EU-Staaten ist Deutschland der mit Abstand größte Exporteur von Autos in die USA, gefolgt von Großbritannien, das die EU verlassen wird. Mit einigem Abstand folgt Italien mit einem Exportvolumen von knapp fünf Milliarden Dollar.
Kosten einer Eskalation hätten alle zu tragen
Viele erwarten vor diesem Hintergrund, dass die EU-Partner sich weigern könnten, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Denn unter den Autozöllen würde vor allem Deutschland leiden, die Kosten einer weiteren Eskalation hätten aber alle zu tragen. Dabei wird übersehen, dass die deutschen Autoexporte in hohem Umfang Vorleistungen der Autozulieferindustrie enthalten, die vor allem aus Italien, Frankreich, Österreich und den Visegrád-Staaten kommen. In Ungarn etwa wären die Verluste durch Autozölle gemessen in Prozent des Bruttoinlandsprodukts sogar höher als in Deutschland.
Was also ist die richtige Antwort auf Trumps Drohungen? Die deutsche Autoindustrie schlägt vor, im transatlantischen Handel ganz auf Autozölle zu verzichten, statt neue Zölle einzuführen. Das wäre im Prinzip wünschenswert, allerdings ist es angesichts des Ungleichgewichts im Handel fraglich, ob die USA einem auf Autos beschränkten Zollabbau zustimmen würden.
Hinzu kommt, dass ein solches Abkommen gegen das GATT-Regelwerk verstoßen würde. Die sogenannte Meistbegünstigungsklausel verlangt, einen isolierten Zollabbau auch allen Ländern zugutekommen zu lassen. Laut Artikel 24 des GATT-Abkommens sind Abweichungen nur im Rahmen von Freihandelsabkommen erlaubt, die sich „auf den Großteil des Handels“ zwischen den beteiligten Staaten beziehen – also nicht allein auf Autos.
EU muss Geschlossenheit zeigen
Wenn es zu US-Strafzöllen auf Autos kommt, muss die EU Geschlossenheit zeigen. Es wäre strategisch richtig, Gegenmaßnahmen zu ergreifen und in gleicher Höhe Strafzölle auf US-Exporte nach Europa zu erheben. Vor allem in der innenpolitischen Debatte in den USA sollte nicht der Eindruck aufkommen, dass Trumps Protektionismus für die USA keine Kosten mit sich bringt. Dass die EU-Staaten im Zollstreit an einem Strang ziehen, ist trotz der grenzüberschreitenden Verflechtungen der Autoindustrie aber nicht selbstverständlich. Beim vergangenen G7-Gipfel ist die italienische Regierung zum Beispiel in den Diskussionen über die Beziehungen zu Russland von der Linie der anderen EU-Staaten abgewichen.
Und noch ein weiterer Punkt ist wichtig: Die EU muss damit rechnen, dass in Folge der US-Zölle mehr Autos aus Japan und anderen Ländern auf den europäischen Markt drängen. Darauf sollte die EU keinesfalls mit protektionistischen Maßnahmen reagieren. Das würde nur zu einer Ausweitung des Handelskonflikts führen. Wenn sich die USA vom Welthandel abschotten, kann man sie nicht daran hindern. Wir sollten aber nicht zulassen, dass der Protektionismus sich auch im Rest der Welt weiter ausbreitet.
Autor Clemens Fuest ist Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft sowie Präsident des Ifo-Instituts. Erschienen unter dem Titel „Die Angst vor der nächsten Eskalationsstufe“, Wirtschaftswoche, 29. Juni 2018, S. 33, sowie auf Englisch unter dem Titel „Germany would not be the main victim of Trump’s car tariffs”, Euractiv, 10. Juli 2018.
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- Seite 1 − Als Risiko für die nationale Sicherheit
- Seite 2 − Ausweitung des Handelskonflikts vermeiden
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