LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 4 Minuten

„In der zweiten Jahreshälfte kommt die Inflation zurück“

Seite 2 / 2


Das Spiel mit der Inflationsrate

Nun kann man, wie es manche Ökonomen in den nächsten Wochen tun werden, die Nahrungsmittel- und Energiepreise aus der Inflationsrate herausrechnen, weil sie auf exogene Faktoren zurückzuführen sind und daher nichts mit der hausgemachten Geldentwertung zu tun haben. Das ist dann die sogenannte "Kernrate". Sie sieht sicher besser aus.

Eine Betrachtung nur der "Kernrate" ist aber Augenwischerei. Für Verbraucher und Sparer ist Preissteigerung gleich Preissteigerung, woher sie auch immer kommt. Zudem wirken sich höhere Öl- und Nahrungsmittelpreise verzögert auch auf die Löhne und die Kosten der Unternehmen aus. Sie kommen daher früher oder später in der allgemeinen Geldentwertung an.

Das Einzige, worauf man hoffen kann ist, dass die Ernteausfälle einmalig sind und sich die Nahrungsmittelpreise im nächsten Jahr wieder zurückbilden. Denkbar ist auch, dass die Ölpreise bei schwächerer Weltkonjunktur wieder herunterkommen.  

>>Vergrößern


Was bedeutet die neue Inflation?

Das Wichtigste ist, dass die sozialen Probleme in der Welt zunehmen. Das betrifft nicht nur die Schwellen- und Entwicklungsländer. Auch die von der Eurokrise gebeutelten Menschen in Südeuropa, die sich sonst schon überall einschränken müssen, werden zusätzlich belastet. Es könnte noch mehr soziale Unruhen geben. Das macht die Lösung der Eurokrise noch schwieriger.

Positiv ist die Inflation lediglich für die öffentlichen Haushalte, die von den zunehmenden Mehrwertsteuereinnahmen profitieren.  Die von vielen erwartete Erholung der Weltwirtschaft im zweiten Halbjahr wird unwahrscheinlicher. Geld- und Fiskalpolitik können nicht mehr so viele expansive Impulse geben (auf diesen Impulsen basiert aber die Hoffnung der Konjunkturoptimisten).

Zudem verringert sich die Kaufkraft der Verbraucher. Die Zentralbanken müssen den Fokus wieder stärker auf die Stabilität legen. Das gilt vor allem für die Schwellen- und Entwicklungsländer, wo die Zinsen zuletzt deutlich nach unten gegangen sind.

Auch die Europäische Zentralbank wird es sich drei Mal überlegen, ob sie die Leitzinsen im Herbst noch einmal um einen Viertelprozentpunkt senkt.  Schlechte Zeiten auch für Anleger. Die ohnehin schon mageren Zinsen werden real noch geringer. Eigentlich müssten die Renditen bei höheren Inflationserwartungen steigen. Damit ist aber in der überhitzten Atmosphäre der Bonds-Märkte nicht zu rechnen. Aktien leiden darunter, dass die Unternehmen die Kostensteigerungen bei schwacher Konjunktur nur schwer überwälzen können. Damit geraten die Unternehmensgewinne unter Druck.    

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion