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„In Moskau kriege ich dafür nur eine Garage“: Ausländer auf dem Berliner Wohnimmobilien-Markt

Jacopo Mingazzini
Jacopo Mingazzini
Der Markt für den Verkauf von Eigentumswohnungen hat eine ungeheure Dynamik entwickelt – und dabei spielen zunehmend auch ausländische Käufer eine Rolle. Im vergangenen Jahr hat unser Unternehmen in Berlin Eigentumswohnungen an Käufer aus 30 Ländern verkauft. An erster Stelle standen dabei Italiener, gefolgt von Russen, Franzosen und Türken. Aber selbst Käufer aus fernen Ländern wie Australien, Malaysia, Taiwan, China, Iran oder Kanada haben Wohnungen in Berlin erworben.

Die Internationalisierung des Marktes für einzelne Eigentumswohnungen ist ein vergleichsweise neues Phänomen, das insbesondere durch das Internet stark gefördert wurde. Die meisten Interessenten stoßen in Immobilienportalen auf Angebote, orientieren sich an Empfehlungen in Blogs oder lesen Google Adwords-Anzeigen. Für die Anbieter spielen deshalb Themen wie die Suchmaschinenoptimierung (SEO) eine immer wichtigere Rolle.

Was macht den deutschen und insbesondere den Berliner Wohnungsmarkt so attraktiv für ausländische Käufer? An erster Stelle sind die nach wie vor günstigen Kaufpreise zu nennen. Nach einem aktuellen Preisüberblick des Immobilienverbandes IVD kostet eine 80-Quadratmeter-Eigentumswohnung in Berlin im Durchschnitt 112.000 Euro, in Stockholm zahlt man für eine gleich große Wohnung 495.000 Euro, in Paris 423.000 Euro, in Oslo 362.000 Euro, in Kopenhagen 286.000 Euro und in Amsterdam 281.000 Euro.

Ein Erwerber aus Moskau gab als Grund für den Kauf an: „Für das Geld, für das ich in Berlin eine Eigentumswohnung kaufen kann, bekomme ich in Moskau eine Garage.“ Ein Erwerber aus Genua sagte: „Ich habe Angst vor der weiteren Entwicklung in Italien und möchte mein Geld nicht verlieren. Deshalb investiere ich in Berlin.“ Und ein Landsmann aus Neapel meinte: „In Berlin zahle ich ein Viertel des Preises, den ich in anderen Metropolen zahlen muss. Außerdem schätze ich die deutsche Ordnung und Gründlichkeit.“

Auch im deutschlandweiten Vergleich sind Wohnungen in Berlin nach wie vor sehr günstig. Laut den Gutachterausschüssen betrug der Durchschnittpreis einer Wohnung in Berlin 143.000 Euro, in München dagegen 238.000 Euro, in Hamburg 221.000 Euro und in Frankfurt 216.000 Euro.

Doch die günstigen Kaufpreise sind nicht das einzige Argument, das ausländische Käufergruppen lockt. Herumgesprochen hat sich dort auch, dass die Mieten in Deutschland nach vielen Jahren der Stagnation in allen Metropolen stark ansteigen, ganz besonders in Berlin. Ein Vergleich der Mietpreisniveaus in europäischen Städten zeigt, wie viel Nachholbedarf in Berlin besteht. In diesem Vergleich ist das Mietniveau in Berlin auf Platz 38 der europäischen Städte und auf Rang 96 im weltweiten Vergleich. Dagegen rangiert zum Beispiel Lissabon im europäischen Vergleich auf Platz 22, Warschau auf Platz 25 und Athen auf Platz 27.

Es sind jedoch nicht die Zahlen allein, die zu der starken Nachfrage ausländischer Käufer nach Wohnungen in der deutschen Hauptstadt beitragen. 480.000 Touristen halten sich an einem durchschnittlichen Tag in Berlin auf, 2010 gab es erstmals 20 Millionen Übernachtungen. Bei Ausländern gilt Berlin als besonders attraktiv – die „Time“ titelte „Hip Berlin: Europe’s Capital of Cool!“. Viele ausländische Käufer erwerben Wohnungen in Berlin nicht als reine Kapitalanlage, sondern auch als Zweitwohnsitz.

Auch die im internationalen Vergleich außerordentlich stabilen wirtschaftlichen Bedingungen in Deutschland lassen das Land ganz allgemein für Anleger attraktiv erscheinen, die sich wegen der Euro- und der Finanzkrise Sorgen machen und nach einem sicheren Hafen suchen.

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