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Industrienation a.D.: Finanzexperten über die Abstufung Griechenlands durch MSCI

Die Entscheidung sei „konsequent und richtig“, sagt Investmentspezialist Pascal Guillet von UBS Global Asset Management. „Wir halten nur kleine, opportunistische Positionen“. Damit ist UBS die einzige der vier befragten Gesellschaften, die noch in Griechenland investiert ist. Georg Graf von Wallwitz von Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement kann die Entscheidung von MSCI ebenfalls nachvollziehen: „Die Marktkapitalisierung in Athen liegt bei 14 Milliarden Euro, damit ist der Markt viel zu klein für die großen Fondshäuser. Von denen ist dort heute praktisch niemand mehr engagiert. Das ist ein Markt für Spieler und Insider und wir sind weder noch. Daher gibt es bei uns keine Auswirkungen und auch sonst wird kaum ein Hahn danach krähen.“ Guillet von UBS gibt sich ebenso gelassen und stellt fest, dass das Indexgewicht von Griechenland im Emerging Markets-Index nur etwa ein Prozent betragen dürfte. Aufgrund dessen bestehe „kein akuter Handlungsbedarf“.
Kritik an der Entscheidung des MSCI gibt es kaum. Für Wallwitz und John Taylor von ACM Bernstein lag die Herabstufung auf der Hand. Dazu Wallwitz: „Der MSCI vollzieht nur nach was in der Praxis schon längst umgesetzt war.“ Taylor von ACM Bernstein drückt es ähnlich aus: „Wir behandeln Griechenland seit geraumer Zeit ähnlich wie eine Schwellenlandanleihe“. Er fügt jedoch hinzu, dass das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf über dem einer ‚normalen‘ Emerging Markets-Wirtschaft liegt. Auch seine Gesellschaft halte bereits „seit längerer Zeit keine Griechenland-Anleihen mehr“.
Flemming Larsen, Investmentverantwortlicher bei der dänischen Jyske Invest, sagt: „Die Entscheidung hat keinen Einfluss auf die Investitionen der Jyske Invest. Wir haben einen Bottom-Up Prozess, mit dem wir die Gesellschaften im Markt bewerten. Einige griechische Gesellschaften sind gut bewertet, aber in unserem qualitativen Ansatz finden wir die Gesellschaften nicht ausreichend interessant, um unsere Allokationen zu Griechenland zu ändern.“
Auch Guillet geht davon aus, dass die neue Klassifizierung keine große Veränderung auf Anlageentscheidungen bei der UBS bewirkt. „Am ehesten betrifft die Entscheidung die Frage, für welche Produkte im Bereich der Schwellenländer Griechenland wichtig sein wird.“ Nach seiner Einschätzung müsste man die Analyseabdeckung in den Schwellenmärkten entweder aufbauen oder aus den entwickelten Ländern umschichten.
Für den Experten von ACM Bernstein ändern sich die Grundsätze der griechischen Wirtschaft durch die MSCI-Herabstufung nicht. „Die neue MSCI-Klassifizierung hat keinen direkten Einfluss auf uns. Ein Wechsel der Klassifizierung in den breiter genutzten Indizes J.P. Morgan und Barclays Emerging Market Bond könnte eher für einige Schwellenland-Anleiheinvestoren wichtig sein.“ Das pro Kopf BIP müsste sich jedoch weiter verringern, damit auch J.P. Morgan und Barclays Griechenland in ihren Schwellenland-Index aufnehmen. „Deshalb erwarten wir nicht, dass ein Großteil der Schwellenland-Anleiheinvestoren in nächster Zeit auch Inhaber von griechischen Anleihen sein werden.“
Die Situation hat für Georg Graf von Wallwitz für manche Anleger auch ihre Vorteile: „Emerging Markets-Investoren können mit so kleinen illiquiden Märkten viel besser umgehen und bringen die nötige Risikotoleranz mit, die dem ‚Mainstream‘ abgeht.“

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