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Inflation Eurozone: Erste Anzeichen für höhere Zinsen

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Zinsanhebungen sind gegenüber einem QE-Ende zu bevorzugen

Derzeit sei zwar nicht davon auszugehen, dass die EZB die Zinsen schon bei ihrem nächsten Meeting am 8. Juni anheben könnte, so Buckle. Aber bis zum Jahresende müsse die EZB ihre Geldpolitik straffen: „Eine Beendigung der ultralockeren Geldpolitik liegt nahe, aber es ist wohl in einem ersten Schritt ratsamer, zunächst die Zinsen anzuheben. Die europäischen Sparer müssen dringend entlastet werden, denn sie verlieren Geld“, betont Buckle. „Der Lebensstandard sinkt, weil die Zinsen für Erspartes deutlich unter der Inflation liegen. Sollten die Zinsen weiterhin niedrig bleiben, müssen Arbeitnehmer, die kurz vor dem Ruhestand stehen und für das Alter mit Spareinlagen vorgesorgt haben, Einschränkungen hinnehmen.“

Zugleich sehe sich das Bankensystem im Niedrigzins-Stress weiterhin schweren Belastungen ausgesetzt. Versicherungsunternehmen hätten Schwierigkeiten die hohen Renditeversprechen einzuhalten, die sie vor Jahren ihren Kunden gemacht haben. „Die EZB sollte sich zunächst diesen Problemen widmen, und erst in einem zweiten Schritt ihre Anleihekäufe herunterfahren“, regt Buckle und ergänzt: „Eine Inflationsrate von 1,9 Prozent und eine Kerninflation von 1,2 Prozent lassen Negativzinsen von -0,4 Prozent als nicht ratsam erscheinen. Und für eine Ausweitung des QE-Programms besteht meiner Auffassung nach kein Grund.“

Natürlich sollte die EZB alles daran setzen, weiterhin mit großer Umsicht bei ihren geldpolitischen Entscheidungen vorzugehen, weiß der Investment-Chef von Fidelity. Der moderate Konjunkturaufschwung in der Eurozone bleibe verletzlich. Würde die EZB ihre Geldpolitik mit schnellen Schritten straffen, brächte sie hoch verschuldete Staaten und im harten internationalen Wettbewerb stehende Wirtschaftszweige in Bedrängnis.

„Möglicherweise fällt die Kerninflation bald auch wieder um einen Tick. Deshalb stimme ich mit Analysten überein, die sagen, jetzt sei noch nicht die Zeit für deutlich höhere Zinsen. Aber ich halte einen Zinssatz nahe null angesichts der aktuellen Lage für angebracht. Lassen wir uns überraschen, vielleicht sehen wir schon bald wieder einen ersten Zinssatz im positiven Terrain.“

Bei Zinsstraffungen werden Finanztitel interessant

Wie sollten sich Anleger angesichts des möglicherweise bevorstehenden Wechsels in der europäischen Geldpolitik positionieren? Buckle erwartet keine allzu heftigen Auswirkungen von Zinsanhebungen auf die Märkte. Schockwellen an den globalen Aktien- und Anleihemärkten dürften seiner Meinung nach ausbleiben.

Wahrscheinlich ist, dass Finanztitel, also Banken und Versicherer, bei steigenden Zinsen zu den Gewinnern gehören. Mit jedem Zinsschritt steigt ihre Gewinnmarge, da Banken sich kurzfristig zu niedrigen Zinsen Geld leihen und es langfristig zu höheren Zinsen verleihen.

Weniger positiv dürften sich steigende Zinsen in der Eurozone hingegen auf defensive Sektoren auswirken. Investoren könnten ihre Positionen an Dividenden ausschüttenden Unternehmen etwa aus der Nahrungs- und Genussmittelindustrie zurückfahren, weil sie angesichts von steigenden Anleihenrenditen in Europa relativ an Attraktivität verlieren. Der Grund? Investoren könnten vermehrt das Aktienmarktrisiko in ihren Depots durch wieder interessanter werdende Anleiherenditen ersetzen – sie tauschen damit Dividende gegen Zins.

Das sollten Sie zum Thema Anleihen unbedingt wissen.

Das Research und die Analysen, die in diesem Dokument enthalten sind, wurden von Fidelity International für die eigenen Investmentaktivitäten erstellt. Alle geäußerten Meinungen sind, falls keine anderen Quellen genannt werden, die von Fidelity International. Die hierin zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Sichtweisen beziehen sich auf den Tag der Erstellung und können sich jederzeit ohne Ankündigung ändern. Bitte beachten Sie, dass diese Ansichten daher nicht länger aktuell sein können und Fidelity daraufhin bereits reagiert haben kann. Informationen aus externen Quellen werden hinsichtlich ihrer Richtigkeit oder Vollständigkeit von Fidelity International nicht garantiert. Ebenso haftet Fidelity International nicht für entstandene Verluste aus der Verwendung der Informationen. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine zuverlässigen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen. Dieses Dokument darf ohne vorherige Erlaubnis weder weiterverbreitet noch reproduziert werden. Herausgeber für Deutschland: FIL Investment Services GmbH, Kastanienhöhe 1, 61476 Kronberg im Taunus. Stand, soweit nicht anders genannt: 08.05.2017 MK9217

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