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Inflation Was von der Rendite übrig bleibt …

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Langfristige Renditevergleiche

Seit einigen Jahren publiziert das Forscherteam Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton von der London Business School langfristige Renditevergleiche für einzelne Anlageklassen. Diese wurden in den letzten Jahren als CSFB Investment Yearbook verlegt, davor als ABN Amro Global Investment Returns Handbook veröffentlicht.

Hierbei vergleichen sie die inflationsadjustierten Renditen von Aktien, Renten und Geldmarktanlagen in verschiedenen Ländern und führen auf der Basis ihrer Daten weitere Untersuchungen durch. Hierbei haben sie ein exzellentes Referenzwerk zum internationalen Vergleich der Performance zwischen verschiedenen Ländern geschaffen, das ich jedem Leser nur empfehlen kann.

Viele populäre Vorurteile bezüglich der Eigenschaften von Geldanlagen wurden von ihnen infrage gestellt. Die Effekte von Kosten und Steuern auf die Performance wurden aber auch von Ihnen – meinen Informationen nach – bisher nicht analysiert.

Dies ist auch von ihrem Ansatz her verständlich, da es ihnen um grundsätzliche Wertentwicklungsvergleiche unter unterschiedlichen Bedingungen geht. Steuern und Kosten als individuelle Belastungsfaktoren für den Investor wurden ausgeklammert.

In diesem Beitrag soll es hingegen vor allem darum gehen, welche Renditen ein Anleger in den vergangenen Jahren unter realistischen Bedingungen erzielen konnte. Hierzu wird nicht nur eine Bereinigung um die Inflation vorgenommen, sondern auch – soweit möglich – um Kosten und Steuern.

Wertentwicklung in deutschen Aktien

Als Erstes soll die Wertentwicklung eines Langfristanlegers in deutschen Aktien untersucht werden. Hierzu werden historische Daten des Index Dax seit Januar 1967 verwendet, da für diesen Zeitraum auch Werte für den Rentenindex Rex verfügbar sind und so eine Vergleichbarkeit gegeben ist.



Absolut betrachtet zeigt der Dax seit dem Ausgangsdatum einen eindeutigen Aufwärtstrend. Allerdings gab es im Betrachtungszeitraum zwei große Krisenphasen (Ölkrisen der 1970er; Internetblase und Finanzkrise im letzten Jahrzehnt) und nur einen langfristigen Bullenmarkt in den 80ern und den 90ern. Insofern können nur eineinhalb Börsenzyklen in die Analyse einbezogen werden.

Rein nominal betrachtet lässt sich das Ergebnis trotzdem sehen. Kursabstürze wurden innerhalb weniger Jahre wieder aufgeholt. Das Plus seit 1967 beträgt bis Februar 2014 2.561 Prozent beziehungsweise jährlich 7,1 Prozent.

In realer – also inflationsbereinigter Basis – sieht das Ergebnis schon etwas schlechter aus. Der Dax hat real relativ lange gebraucht, bis er die Inflationsjahre in den 1970ern wieder aufholen konnte. Insgesamt beträgt sein inflationsbereinigter Zuwachs bis Februar 2014 aber immer noch 661 Prozent beziehungsweie jährlich 4,3 Prozent.

Ein Anleger in der Realität ist hingegen mit Kosten konfrontiert. In diesem Beispiel soll angenommen werden, dass diese Kosten 2 Prozent pro Jahr betragen. Dies wird damit begründet, dass durchschnittliche Investmentfonds normalerweise ein Anlageergebnis erwirtschaften, das zirka 2 Prozent jährlich unter dem eines Vergleichsindex liegt.

Insofern scheint eine solche Wertentwicklungsminderung für einen durchschnittlichen Anleger als realistisch. Das Ergebnis liegt bei einem Zugewinn von 194 Prozent. Umgerechnet auf ein Jahr ist dies gerade mal eine reale Rendite von 2,2 Prozent jählich! Hierbei sind Steuern noch gar nicht berücksichtigt.

Angesicht der wechselnden Steuerregimes und individueller Faktoren ist hier auch keine allgemeine Aussage möglich. Deshalb wurde zusätzlich noch ein Negativ-Szenario gerechnet, in dem die jährliche Performance pauschal mit 4 Prozent belastet wurde, sei es durch Steuern oder sonstige Kosten, Fehler im Anlagemanagement et cetera. Hierbei ergibt sich ein Wertgewinn von 11 Prozent beziehungsweise 0,2 Prozent jährlich.

Leider sind für den deutschen Aktienmarkt aufgrund zwei verlorener Weltkriege und den damit verbundenen Folgen für die Wirtschaft sowie der Hyperinflation in den 1920er Jahren keine langfristig konsistenten Daten zur Aktienmarktentwicklung erhältlich.


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