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Insolvenz des Containervermarkters P&R Starke Parallelen zur Magellan-Pleite und anderen Finanzdebakeln

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Wichtig ist allerdings, sich ausführlich die genaue Konstruktion und den Aufbau vom P&R und seinen vielen in der Gruppe verbundenen Firmen anzuschauen. Ebenso zentral ist die Klärung der Eigentumsverhältnisse: Denn die Anleger gehen davon aus, dass ihnen die Container wirklich gehören. Schließlich haben sie dafür auch ein Zertifikat erhalten. Wie sich das in der Realität gestaltet, muss nun schnellstens geklärt werden. Tatsächlich sind reale Eigentumswerte vorhanden. Jedem Anleger sind seine Container auch direkt zugeordnet. Sie sind irgendwo auf der Welt unterwegs, liegen in Häfen oder warten auf eine Vermietung. Faktisch kommen Investoren aber nur sehr schwer an die Container heran, obwohl es rein theoretisch möglich wäre, allerdings unter hohem Aufwand, wie Erfahrungen aus dem Magellan-Debakel gezeigt haben. Ratsam ist es ohnehin nicht, zumal in der Regel Mieteinnahmen da sind. Diese gehen jedoch leider erst einmal auf das Konto der insolventen P&R. Daher ergibt sich die für Investoren paradoxe Situation, dass es einen laufenden Markt gibt, Erlöse existieren, ein Anleger aber nicht an sie herankommt.

Interessen bündeln

Es ist zunächst wohl davon auszugehen, dass das Geld für die Container-Investoren im Fall von P&R nicht ganz verloren sein dürfte – erst recht nicht bei Anlegern, die schon mehrere Jahre engagiert sind. Es liegen jedoch diverse stark juristisch geprägte Aufgaben vor den Investoren, die gerade bei stark auseinanderdriftenden Vorgehensweisen der tausenden Anleger zu Folgen führen können, die dann nachteilig für alle Investoren sein können. Angefangen bei der strukturierten Aufarbeitung und Ordnung der Anlage-Unterlagen sowie darauf aufbauend der Forderungsanmeldung im Insolvenzverfahren, sind wesentliche Handlungsweisen des Insolvenzverwalters – wenn das Verfahren dann einmal eröffnet ist (derzeit erst vorläufig) – zu überprüfen und könnte ggf. eingewirkt werden.

Der durchschnittliche Anleger dürfte erstmals überhaupt mit einem Insolvenzverfahren konfrontiert sein und steht vor zahlreichen Verständnisschwierigkeiten, da gerade das Insolvenzrecht eine sehr komplexe, eigene und nicht leicht zugängliche Materie darstellt. Neben den rein juristischen Punkten ist es jedoch auch ökonomisch sinnvoll, dass Investoren ihre Interessen bündeln. Schließlich werden der Betrieb von P&R fortgesetzt und laufend Mieteinnahmen generiert. Der Anwalt, der möglichst breit und somit einheitlich Investoren vertritt, kann den Insolvenzverwalter kontrollieren, seine geschäftlichen Entscheidungen prüfen und auf die Gläubigerversammlungen gehen. Er ist in der Lage, zu Gunsten der Investoren Lösungskonzepte mit einzubringen. Nur so besteht die realistische Chance, eine wirtschaftlich vernünftige Lösung für die Anleger zu finden. Anderenfalls besteht – gerade bei sehr inhomogener und zersplitterter Anlegerseite – die Gefahr, dass andere gute Geschäfte machen und die Interessen der Anleger eher nachrangig berücksichtigt werden.

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