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Mogelpackungen, Performance und Wohlfühlfaktor Wann ist ein Family Office eigentlich ein Family Office?

Markus Hill, unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt und Experte für Private-Label-Fonds
Markus Hill, unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt und Experte für Private-Label-Fonds
Markus Hill ist unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt. Seine Fachgebiete liegen in Marketing / Vertrieb / PR und in der Managerselektion. Hill beschäftigt sich intensiv mit Private Label Fonds, Fondsboutiquen und dem Einsatz von Publikumsfonds (Fondsselektion) bei Institutionellen: www.markus-hill.com "Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgendjemand schlechter  machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften"(John Ruskin).

Dienstleister wie Family Offices und Vermögensverwalter stellen Kunden ihren Service in Rechnung. In der Natur vieler Dienstleistungen liegt es, dass es im Bereich Messbarkeit noch Diskussionsbedarf besteht. Ein Phänomen, mit dem sich in der Gesellschaft auch öffentliche Dienstleister (Schulen, Sozialarbeit et cetera) intensiv beschäftigen.

Wenn man zum Beispiel den Ausgangspunkt Privatkundenbetreuung und Private Banking als Nukleus vieler Geschäftsmodelle in Bereichen Vermögensmanagement und Vermögenscontrolling betrachtet, scheint die „weiche“ Beziehungskomponente im Vergleich zur Performance – scheinbar harter Faktor – bei der Diskussion oft in den Hintergrund zu treten.

Verkannt wird häufig, dass ein Großteil der tatsächlichen Portfolio Management-Leistung kaum oder mit großem Aufwand sichtbar gemacht wird – ein klassisches Problem des Feldes Private Banking, im Gegensatz zu regulären Publikumsfonds, die sehr häufig einen befriedigenden Grad an Transparenz aufweisen. Wenn Performance „Hygienefaktor“ ist – über welche Themen lohnt sich hier noch eine Diskussion?

„Mogelpackung“ Family Office und Vermögensverwaltung?


Ähnlich wie der Begriff Fondsboutiquen wird derzeit der Begriff Family Office in Medien und Fachkreisen diskutiert. Der eindeutige Sieger der Deutungshoheit ist noch nicht ausgemacht: Forschung und Lehre, Medien oder Industrie selber befinden sich in einer Suchphase.

Single Family Office und Multi Family Office, Abgrenzung, Definition et cetera  – der Prozess läuft. Vielleicht wird sich eine Deutung durchsetzen, vielleicht können auch verschieden Deutungen “koexistieren”. Die Mogelpackungs-Diskussion im Family Office-Bereich greift deshalb oft nicht, weil Begrifflichkeiten sich noch im Bildungsprozess befinden. Man kann den Vermögensverwalter als reinen Dienstleister fürs Vermögensmanagement betrachten, mit aktivem Einsatz beim Portfolio Management, unter Umständen mit eigenen Produkten („Fondsboutiquen“).

Nimmt man die reine Fixierung auf die Vermögensbetreuung bei Familien und HNWIs beiseite, kann man in Teilen Ähnlichkeiten bei bestimmten Dienstleistungspaketen sehen. Vertreter der reinen „Lehre“ diskutieren hier intensiv – wo liegt die genaue Abgrenzung zwischen „Edel-Vermögensverwalter“ und klassischem Family Office? An dieser Stelle soll einmal bewusst eine „unscharfe“ Sichtweise dargestellt werden, wissend um die Mängel des Diskussionsansatzes.

Bewusst werden Dienstleister, die sich zumeist klar voneinander abgrenzen wollen, als in Teilen ihrer Dienstleistungspakete vergleichbar betrachtet – bei zum großen Teil unterschiedlicher Zielgruppenausrichtung. Für Kunden beziehungweise Prospects von Family Offices und Vermögensverwaltungen scheint Transparenz über die gebotene Dienstleistung als ein geeigneter Faktor (von vielen!) für die Auswahl des Dienstleisters:

1. Family Office und Vermögensverwalter – möchte ich schwerpunktmäßig Beratung und Controlling?
2. Family Office und Vermögensverwalter – ist mir die aktive Verwaltung meines Vermögens wichtig?
3. Family Office und Vermögensverwalter – wer bietet Services, die sich klar voneinander abgrenzen lassen?

Beratung und Controlling

Es ist eine klare Positionierung zu sagen, dass man selber den Kunden ausschließlich berät, ihm Vorschläge macht und am Schluss des Prozesses der Kunde über Art und Umfang des Investments entscheidet. Wenn der Kunde fähig ist, diese Entscheidungsvorlagen fachlich nachzuvollziehen, hat er das als Dienstleistung erhalten, was passend für ihn ist. Klarheit in der Dienstleistungsdarstellung erscheint das obere Gebot.

Beispiele für Unklarheiten kann man zum Beispiel in Teilen des klassischen Asset Managements-Consultings finden: Wenn der Consultant „aktiv“ ein Multi Manager-Mandat betreut – worin liegt genau der „aktive“ Teil seiner Leistung? Im regelgebundenen, vorher schriftlich fixierten Rebalancing? Vor dem Hintergrund der zu Beginn angeführten Preisdiskussion erscheint dieser Punkt nachvollziehbar. Pricing für Beratung und Controlling unterscheidet sich in der Regel bewusst vom Pricing bei der aktiven Verwaltung von Vermögen.

Interessant ist zum Beispiel, dass auch Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Rechtsanwälte und Unternehmensberater sehr genau die potentiellen Marktzutrittschranken im Family Office-Bereich beobachten und sich positionieren.
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