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Instituts-Gründung „Unabhängige Vermögensverwalter sind ein wachsender Markt“

Hartmut Webersinke, Professor an der Hochschule Aschaffenburg und Leiter des neu gegründeten Instituts für Vermögensverwaltung
Hartmut Webersinke, Professor an der Hochschule Aschaffenburg und Leiter des neu gegründeten Instituts für Vermögensverwaltung
DAS INVESTMENT.com: Seit Jahresbeginn gibt es an der Hochschule Aschaffenburg das Institut für Vermögensverwaltung. Wie kam es dazu?

Hartmut Webersinke:
Unser Ziel ist es, möglichst Praxisnah zu forschen und zu lehren. Von daher haben wir die Anregung unseres Drittmittelgebers gerne aufgegriffen. Die Fragestellungen, die die V-Bank als Finanzier hatte, deckten sich mit unseren wissenschaftlichen Forschungsfeldern.

Wenig wurde bisher zur Arbeit der Vermögensverwalter geforscht. Wieso ist das so?

Webersinke:
Weil es kein ausreichendes ökonomisches Interesse gab. Normalerweise erarbeiten Beratungsunternehmen Marktstudien, um später Aufträge von den betroffenen Unternehmen zu erhalten. Offensichtlich traute man dies der Branche bislang nicht zu. Das wird sich sicher ändern. Denn unabhängige Vermögensverwalter sind ein wachsender Markt. Wie stark genau, das wollen wir herausfinden. Wir betreiben jetzt erst einmal Grundlagenforschung.

Welchen zentralen Fragen werden Sie bei Ihrer Forschungsarbeit nachgehen?

Webersinke:
Wir wollen die Strukturen des kommerziellen Marktes für Vermögensverwaltung in Deutschland wie Marktgröße, Marktanteile und Marktwachstum, die Gründe für den Erfolg von professionellen Vermögensverwaltern sowie allgemein  die Vermögensverwaltung von vermögenden Privatanlegern untersuchen.

Unter anderem befragen Sie Vermögensverwalter nach Ihrer Arbeit. Was haben die Vermögensverwalter davon?

Webersinke:
Wenn viele mitmachen und die Fragen ehrlich beantworten, dann erhält jeder einzelne Vermögensverwalter erstmals eine Standortbestimmung, an dem er den Erfolg seines eigenen Tuns messen kann. Er hat zukünftig die Möglichkeit, sein Unternehmen noch besser zu steuern.

Beispiel: Wenn unsere Untersuchungen herausfinden, dass in der Vergangenheit Vermögensverwalter im Schnitt 10 Prozent Neukunden gewannen, ich aber mit meiner Gesellschaft auf der Stelle getreten bin, dann habe ich vielleicht etwas falsch gemacht und muss nachdenken. Hat aber keiner dazu gewonnen, nimmt das den Veränderungsdruck. Gerade die Informationen zu internen Fragen wie Kosten- und Erlösstrukturen werden wir nicht in der breiten Öffentlichkeit nutzen, sondern Vermögensverwaltern die mitmachen fürs Benchmarking zur Verfügung stellen.

Wann kann die Öffentlichkeit mit den ersten Studien-Ergebnissen rechnen?

Webersinke:
Die erste Befragungswelle startet Anfang Juni und wir hoffen, noch vor der Sommerpause mit ersten Ergebnissen an die Öffentlichkeit treten zu können.

Über welche Kanäle erhoffen Sie sich möglichst viele Vermögensverwalter für Ihre halbjährlichen Umfragen begeistern zu können?

Webersinke:
Zunächst steht uns der Drittmittelgeber, die V-Bank, zur Seite. Sie arbeitet aktuell mit über 300 Vermögensverwaltern zusammen. Auch ist das Projekt keine Close-Shop-Geschichte. Den Beteiligten geht es darum, unabhängige Vermögensverwalter in der Öffentlichkeit bekannter und damit auf die Überholspur zu bringen. Da ist jeder willkommen, der mit anpacken will.

Wie viele Vermögensverwalter gibt es überhaupt in Deutschland und welches geschätzte Vermögen verwalten sie für Ihre Kunden?

Webersinke:
Die genauen Zahlen wollen wir eben erst herausfinden. Hinsichtlich der Marktanteile gehen Schätzungen derzeit von fünf Prozent aus. Tendenz: stark steigend.

Welchen Trends in der Landschaft der deutschen Vermögensverwalter werden Sie künftig in Ihrer Forschungsarbeit nachgehen?

Webersinke:
Es geht uns zunächst weniger um aktuelle Trends als um Grundlagenforschung. Wir müssen erst die Basisdaten über eine gewisse Zeitreihe erheben. Dann kann man sicher über Trendfragen nachdenken.

Ein solcher Aspekt ist zum Beispiel die Befragung von Gründern. Im vergangenen Jahr gab es rund 50 Neuzulassungen. Hier ist es spannend heraus zu finden, woher diese kamen, wie sie sich vorbereitet haben und wie der Start geglückt ist. Auch könnte ein inhaltlicher Vertiefungsschwerpunkt sein, welche Rolle die Immobilie in der Vermögensverwaltung spielt.

Ein Zukunftsbild: Wie wird Deutschlands Landschaft der Vermögensverwalter dank Ihrer Forschungsarbeit in den kommenden zehn Jahren anders aussehen?

Webersinke:
In der Schweiz oder in den USA haben unabhängige Vermögensverwalter einen Marktanteil von bis zu 30 Prozent. Im Vergleich zu Deutschland ist also noch viel Luft nach oben. Und ich fände es spannend, die Weiterentwicklung in den kommenden Jahren mit meinen Kollegen als Wissenschaftler zu begleiten.

Hinweis:
Wer an einem Treffen und Gespräch mit Professor Hartmut Webersinke interessiert ist, hat dazu am 22. Mai in München Gelegenheit. Dort wird er den „4. Münchner Vermögenstag“ moderieren. Veranstalter des Branchentreffs für Vermögensverwalter und Family Offices ist die V-Bank. Die Veranstaltung ist kostenfrei.

Weitere Informationen sowie das Anmelde-Formular finden Sie hier.




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