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Aktualisiert am 20.06.2018 - 10:59 UhrLesedauer: 5 Minuten
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Interview mit Mark Mobius „Wir müssen die Definition von Schwellenländern überdenken“

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In den vergangenen Jahren haben sich die Schwellenländer mit ihren Renditen schwergetan. Seit Monaten sehen wir jedoch wieder sehr starke Zuwächse. Was liegt diesen Gewinnen der Anleger zugrunde?

Mobius: Das ist ein sehr interessanter Punkt, der unterstreicht, wie wichtig es ist, geduldig zu sein: Die Schwellenländer hatten sich in den drei Jahren bis Januar des vergangenen Jahres gegenüber den Industrieländern – und insbesondere den USA – unterdurchschnittlich entwickelt. Viele Anleger haben den Schwellenländern deshalb den Rücken zugekehrt. Hätten sie jedoch noch ein Jahr länger gewartet, hätten ihre Depots einen starken Anstieg verbucht. Hätten die Anleger also gekauft, als die Dinge schlecht standen, hätten sie inzwischen einen guten Schnitt gemacht.

Wo gibt es jetzt Einstiegsmöglichkeiten in den Schwellenländern?

Mobius: Wir haben uns zuletzt insbesondere Internet-Unternehmen näher angesehen. In der Vergangenheit gefielen uns viele der Unternehmen nicht, weil sie oft keine Gewinne erzielten. Aber in der Zwischenzeit sind sie zu profitablen Unternehmen gewachsen.

Ihre Kurs-Gewinn-Verhältnisse waren schon in der Vergangenheit hoch, aber nicht allzu hoch, wenn man die heutigen Wachstumsraten berücksichtigt. Also begannen wir, wissen Sie, in diese Unternehmen zu investieren, und das hat uns sehr geholfen.

Was sind weitere interessante Themen?

Mobius:  Wir legen einen Schwerpunkt auf Verbraucher, weil wir feststellen, dass das Pro-Kopf-Einkommen in vielen dieser Länder stark ansteigt. Hier interessieren wir uns insbesondere für Unternehmen mit niedriger und mittlerer Marktkapitalisierung.

Viele der Large-Cap-Aktien in den Schwellenländern, also Banken und Rohstoffunternehmen, haben eine hohe Marktkapitalisierung. Aber wir sind im Gegensatz dazu an Unternehmen im Konsumsektor interessiert, die in der Regel eher eine niedrige und mittlere Marktkapitalisierung aufweisen.

Wie sieht Ihre Fünf- und Zehn-Jahres-Prognose für Schwellenländer aus, gerade mit Blick auf die wachsende Mittelschicht?

Mobius: In fünf oder zehn Jahren werden diese Verbrauchermärkte größer sein als die Märkte in Europa oder den USA. Es ist eine einfache Rechnung. Die Bevölkerung von China und Indien liegt jeweils über einer Milliarde, und die Einkommen dieser vielen Menschen steigen.

Das Wichtigste sind meiner Ansicht nach die jungen Menschen. Die Bevölkerung in den Schwellenländern ist generell jünger. Ich denke, das durchschnittliche Alter liegt in Schwellenländern in den 20ern, während es in Industrieländern in den 40ern liegt. In den Schwellenländern steigen junge Menschen immer mehr auf. Sie heiraten, kaufen Häuser und Möbel. Sie werden in Zukunft zu wichtigen Verbrauchern werden.

Ihr Fazit?

Mobius: Ich bin der Meinung, dass die Schwellenländer neu definiert werden müssen. Wir sollten die bisher geltende Definition überdenken. Ich finde die Bezeichnung „wachstumsstarke Länder“ deutlich angemessener. Denn genau das – nämlich Wachstum mit all seinen progressiven  Nebeneffekten – beobachten wir in der Realität.

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Hinweis: Diese Mitteilung des Unternehmens richtet sich ausschließlich an professionelle Investoren. Sie wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.