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in AltersvorsorgeLesedauer: 2 Minuten

Interview Warum Österreich keine Renten-Blaupause liefert

Michael Christl ist Projektleiter beim unabhängigen österreichischen Thinktank Agenda Austria.
Michael Christl ist Projektleiter beim unabhängigen österreichischen Thinktank Agenda Austria.
„Kurzfristig fände zwar eine Entlastung des Umlagesystems statt, weil die Anzahl der Beitragszahler auf einen Schlag vergrößert würde“, kommentiert Michael Christl den Vorschlag, das Modell der Erwerbstätigenversicherung nach Deutschland zu exportieren. „Aber wenn später diese neuen Versichertengruppen ins Rentenalter eintreten, steigt die Belastung für das System.“

Das Grundprinzip, demzufolge alle Erwerbstätigen von der Versicherung erfasst werden, funktioniere in zwar Österreich ganz gut, erklärt Christl, der für den Thinktank Agenda Austria die Alterssicherungssysteme in Österreich analysiert, im Interview mit dem Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA). Doch er hege Zweifel, ob sich dieses System auf Deutschland übertragen lasse.

Dies sei allein schon deshalb schwierig, weil Deutschland von einem anderen System aus startet. Österreich sei auch nicht ganz konsequent: „Für Beamte existiert noch ein eigenständiges Pensionssystem. Die Überführung der Beamten in die allgemeine Pensionsversicherung dauert noch ungefähr 20 Jahre. Sie findet viel zu langsam statt, weil sie politisch so recht nicht gewollt war.“

Kein Nachhaltigkeitsfaktor in der Rentenformel


Österreich habe, anders als Deutschland, keinen Nachhaltigkeitsfaktor in der Rentenformel. „Demografische Entwicklungen werden überhaupt nicht berücksichtigt. Das ist der größte Mangel an unserem System“, stellt Christl fest.

„Mit der steigenden Lebenserwartung nimmt die Dauer des Pensionsbezugs zu. So wachsen die Auszahlungen an und werden immer weniger von den Beiträgen gedeckt. Derzeit erhalten die gegenwärtigen Pensionisten für einen eingezahlten Euro zwei ausgezahlt.“ Mit wachsenden Leistungen muss daher der staatliche Zuschuss zur Pensionsversicherung immer weiter steigen.

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