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Interview zur Euro-Schuldenkrise: „Der spanische Finanzsektor ist attraktiv“

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DAS INVESTMENT.com: Ist die Einführung von Euro-Bonds, also von gemeinsamen Anleihen der Euroländer, eine Lösung?

Kroll: Letztendlich ist diese Art der gesamtschuldnerischen Haftung durch alle beteiligten Länder im Rahmen der Rettungsprogramme EFSM und EFSF bereits durch die Hintertür eingeführt.

DAS INVESTMENT.com:  Wobei EFSF für European Financial Stability Facility steht. Es ist die Hauptsäule des Rettungsschirms und umfasst die Garantien der einzelnen EU-Länder. EFSM steht für European Financial Stability Mechanism und enthält die Garantien der EU.

Kroll: Erste Emissionen wurden bereits erfolgreich am Markt platziert. Die erste Emission im Rahmen des Rettungspakets für Irland Anfang Januar war vielfach überzeichnet. Auch die Anleihe der EU mit einem Zinssatz von 3,26 Prozent war bei Investoren gefragt. Die Anleihen sind übrigens ein gutes Geschäft für Europa, sollte Irland die Anleihen zurückzahlen.

DAS INVESTMENT.com: Ab Mitte 2013 soll eine dauerhafte Lösung, der European Stability Mechanism, kurz ESM, den EFSF ablösen. Reicht der Rettungsschirm bis dahin?

Kroll: Der bisherige Krisenmechanismus hat einen Konstruktionsfehler. Durch die Sicherstellung des AAA-Ratings für dieses Vehikel ist der EU-Schutzschirm mit einem Volumen von nur zirka 250 Milliarden Euro ausgestattet. Damit wurde auch der mögliche Zuschuss des Internationalen Währungsfonds reduziert, der 50 Prozent des EU-Garantierahmens beträgt. Daher und aufgrund der erneuten Zuspitzung der Euro-Krise in den vergangenen Wochen, soll der aktuelle Rettungsschirm EFSF auf rund 440 Milliarden Euro ausgeweitet werden. Insbesondere werden die AAA-Länder wie Deutschland und Frankreich ihre Garantiesummen aufstocken müssen. Damit sollte der Schutz bis zur Ablösung durch den dauerhaften Krisenmechanismus Mitte 2013 sichergestellt sein. Final wird die Märkte aber nicht ein dauerhafter Krisenmechanismus – unabhängig von der Höhe – beruhigen, sondern eine überzeugende Lösung der Euro-Schuldenkrise.

DAS INVESTMENT.com: Wie nutzen Sie als Bond-Investor die Entwicklung in Europa?

Kroll: Vor allem in Italien und Spanien halten wir die aktuelle Spread-Ausweitung für übertrieben.  Die Lage wird sich mittelfristig wieder beruhigen. Gerade im spanischen Finanzsektor bieten sich attraktive Investments an. Auch vereinzelte Emittenten aus Irland und Portugal im Rahmen von Covered Bonds Programmen stellen interessante Investitionsmöglichkeiten dar. Kurzfristig rechnen wir aufgrund der politischen Diskussion im Tagesgeschäft mit weiterer Volatilität an den europäischen Rentenmärkten. Dieses wird natürlich auch die kurzfristige Performance unserer Rentenfonds beeinträchtigen.

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