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Investieren und Ethik In Boomphasen nehmen Schurkenstücke am Aktienmarkt zu

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Es ist nichts Ungewöhnliches, dass in Boomphasen die Schurkenstücke am Aktienmarkt zunehmen, denn die Akteure werden immer leichtgläubiger in ihrer Freude über die steigenden Kurse. Und diesen Phasen verdankt der Aktienmarkt seinen in Deutschland schlechten Ruf als eine Hölle der Spekulation. Eine ähnliche aber doch ganz andere Frage ist die, wie sich Geld gut und sauber anlegen lässt. Denn auch wenn sich der Anleger von allem Illegalen fernhält, kommt doch einigen der Gedanke, dass damit den Forderungen der Ethik nicht Genüge getan sein könnte. So hat etwa der gewaltige norwegische Staatsfonds dieser Tage beschlossen, nicht mehr in Kohle zu investieren. Eine Reihe großer Universitätsstiftungen in den USA haben keine Aktien mehr von Ölfirmen, nachdem sie zuvor schon Alkohol und Tabak ausgeschlossen hatten.

Die Church of England will nicht mehr in Ölsand investieren. Etwa 60% aller institutionell gemanagten Gelder folgen heute der einen oder anderen ethischen oder ökologischen Investment-Regel (unsere Phaidros Funds unterliegen den Regularien der UN Konvention PRI).

Die Frage, die sich hier aber nagend stellt, lautet: Ist das nur Symbolpolitik, oder bewirken solche Boykotte tatsächlich etwas? Zunächst einmal führen die Verkäufe des ethisch korrekten Investors dazu, dass ein anderer, der von weniger Skrupeln geplagt ist, die Aktie billiger kaufen und damit einen größeren Gewinn machen kann. Für die Firma selbst ändert sich durch die Änderung der Eigentümerstruktur gar nichts. Und wäre es nicht besser, Aktionär zu bleiben und auf der Hauptversammlung darauf zu drängen, ethische und ökologische Prinzipien durchzusetzen? Wer nicht Aktionär ist, hat schließlich auch kein Mitspracherecht. Wer die Aktie eines Unternehmens verkauft, kann zwar seine Hände in Unschuld waschen, aber er sollte sich auch nicht der Illusion hingeben, dadurch irgendetwas zu bewegen, irgendeinen positiven Einfluss zu haben. Kann süßes Nichtstun schon als moralisch gut gelten?

Und noch eine Illusion lauert hier. In der Praxis ist es elend schwer, überhaupt eine börsennotierte Firma zu finden, die nicht irgendwie durch ihr Handeln schuldig wird. Andererseits bieten (fast) alle diese Unternehmen Dienstleistungen an, welche den Wohlstand der Nationen mehren und damit Gutes tun. Kein Unternehmen der Pharmaindustrie kommt ohne Tierversuche aus, aber wer kann von sich sagen, auch in der Not auf deren Produkte verzichten zu wollen? Alle Minenbetreiber beschädigen die Umwelt, aber unsere Smartphones, Autos, Fahrräder, Computer würden ohne ihre Produkte nicht existieren. Und wie sauber sind Technologieunternehmen? Google und Facebook sind Datenkraken. Biotech mischt sich in unsere Gene ein. Siemens baut Ausrüstung für Kohlekraftwerke (gelten in Frankreich als schmutzig und in Deutschland als OK) und Atomkraftwerke (gelten in Deutschland als schmutzig und in Frankreich als OK). Wo ist da die konkrete Grenze?

Jedem ist mit Misstrauen zu begegnen, der behauptet, bei Unternehmen eine einfache und klare Linie zwischen Gut und Böse ziehen zu können. Auf der hervorragenden Seite www.nachhaltiges-investment.org/Fonds.aspx kann man in die Fonds sehen, die als „gut“ verkauft werden und feststellen, dass es sich dabei oftmals um nicht mehr als eine Verkaufsmasche handelt.