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Investmentchef der Erste Asset Management Danone verweigert Dialog zum nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser

Gerold Permoser
Gerold Permoser

Weniger als 0,5 Prozent allen Wassers auf der Erde ist für den menschlichen Konsum geeignet. Um genau dieses knappe Wasservorkommen liefern sich Einwohner, Landwirtschaft und Industrie ein wahres Rennen. Die Verteilung erfolgt vermehrt durch private Wasserrechte. Das erschwert den Menschen gerade in Entwicklungsländern häufig den Zugang zu sauberem Trinkwasser. Vor allem die Getränkeindustrie trägt dazu bei, indem sie Wasserrechte erwirbt, Trinkwasser in Flaschen füllt und teuer verkauft. Das gefährdet das Menschenrecht auf Wasser und damit die Existenzgrundlage vieler Menschen. Gerold Permoser, Investmentchef bei der Erste Asset Management (EAM) in Wien, erklärt wie Nachhaltige Investoren das Thema Wasser bei der Industrie adressieren.

Das Interview wurde uns freundlicherweise von EAM zur Verfügung gestellt. 

Herr Permoser, die wirtschaftliche Nutzung von Wasser durch Unternehmen kollidiert angesichts knapper Ressourcen zusehends mit dem Menschenrecht auf Wasser – wie bewerten Sie die Situation? Permoser: Wir haben uns entschlossen, unter anderem mit den führenden Getränkeherstellern in einen Dialog zu treten. Wir wollen mit ihnen die Balance zwischen dem Menschenrecht auf Wasser und dem Wasserbedarf der Unternehmen diskutieren. Offensichtlich ist das Thema heikel: Danone, der zweitgrößte Wasserabfüller der Welt, hat unsere Anfragen überhaupt nicht beantwortet. Und Nestlé verweigerte eine Stellungnahme zur übermäßigen Wasserentnahme in Kanada und Pakistan.

Die Branche geht also auf Tauchstation?

Permoser: Nein, soweit würde ich nicht gehen. Es gibt auch sehr ermutigende Beispiele: Coca Cola Icecek (CCI), ein türkischer Getränkeabfüller mit einem Einzugsgebiet von der Türkei über den Irak bis Pakistan, hat nicht nur am schnellsten, sondern auch mit einer fundierten Stellungnahme geantwortet. Grundsätzlich erkannten alle Unternehmen, die uns geantwortet haben, das Menschenrecht auf Wasser an. Allerdings greifen sie zu unterschiedlichen Maßnahmen, um dieses Recht umzusetzen. 

Welche Unterschiede sind das?

Permoser: Coca Cola und CCI beispielsweise stechen durch verpflichtende Prüfungen zur Wasserverträglichkeit hervor. Diese stellen eine ökologisch nachhaltige Befriedigung der Bedürfnisse aller lokalen Wassernutzer auch während Dürreperioden sicher. Dieses Ziel soll bis Ende 2015 erreicht werden. Darüber hinaus haben sich die beiden Unternehmen verpflichtet, ihre gesamte Wasserentnahme in den lokalen Quellengebieten bis 2015 vollständig zu ersetzen. Wichtige Elemente dieser Strategie sind eine effiziente Wassernutzung und die Reinigung der Abwässer.

Und andere Anbieter?

Permoser: Während PepsiCos Fokus auf der Finanzierung von externen Initiativen zur Verbesserung des Umgangs mit Wasser sowie dem Zugang zu Trinkwasser liegt, setzt Nestlé auf ein Schattenpreis-Modell, um eine effiziente Ressourcen- und Wasserverteilung zu erzielen.

Sehen Sie weitere Handlungsfelder beim verantwortungsvollen Umgang mit Wasser?

Permoser: Mit der Landwirtschaft eng verknüpfte Industrien machen etwa 70 Prozent des „Wasser-Fußabdrucks“ aus – allein die Herstellung von einem Kilogramm Rindfleisch verbraucht 16.000 Liter Wasser. Analysen von auf Nachhaltigkeits-Ratings spezialisierten Agenturen zeigen, dass hier vor allem am Beginn der Wertschöpfungskette noch deutliches Einsparungspotenzial beim Umgang mit Wasser herrscht. Denn die Hersteller von Endprodukten überwachen den Verbrauch in vorgelagerten Produktionsstufen nur bedingt. In der Endverarbeitung hingegen sind Fortschritte in der Effizienz des Wassereinsatzes erkennbar. Grundsätzlich aber erwarten auch die Rating-Agenturen von den Unternehmen noch deutlich mehr Engagement im Umgang mit dem Thema Wasser.

Was sollte sich an dieser Stelle noch ändern?

Permoser: Bislang ist unser Eindruck, dass in vielen Unternehmen Maßnahmen zu einem sparsameren Umgang mit Wasser vor allem vom Marktumfeld angetrieben werden. Einen generellen Bewusstseinswandel hin zum verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Wasser gibt es nicht – hier setzen wir mit unserem Dialog an. 

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