LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 5 Minuten

Investments im Niedrigzinsumfeld Wie Anleger auf wissenschaftlich belegte Risikofaktoren setzen

Seite 2 / 2

ETF nicht gleich ETF

Mithilfe von ETFs können Anleger inzwischen kostengünstig und einfach in Schwellenländeranleihen investieren. Doch auch dabei sollten sie genau hinschauen. ETF ist nicht gleich ETF – und gerade bei passiven Investments können sich Unterschiede in Bezug auf den abgebildeten Index spürbar auf die Erträge auswirken. In Indizes, die nach Marktkapitalisierung gewichtet sind, haben Emittenten, die mehr Anleihen begeben, ein höheres Gewicht. Als Resultat konzentriert sich das Gesamtrisiko auf eine Handvoll hoch verschuldeter Länder.

Eine kluge Auswahl des richtigen Index kann helfen, die Abhängigkeit von einzelnen Emittenten auf einfache Weise zu begrenzen und damit die Diversifikation des Portfolios zu verbessern. Ein Beispiel für einen solchen Index ist der Barclays EM USD Sovereign and Quasi-Sovereign 3 Prozent Capped Index. In diesem Index werden einzelne Emittenten in diesem Index nur bis zu 3 Prozent – dem Cap – gewichtet.

Faktor-Investing als Alternative

Auf eine kluge Auswahl kommt es auch im Aktien-Portfolio an – insbesondere deshalb, weil die Bewertungen infolge der durch die Notenbanken ausgelösten Liquiditätsschwemme auch hier teilweise inzwischen recht anspruchsvoll sind. Inzwischen können Anleger allerdings selbst mit passiven Anlageinstrumenten in Strategien investieren, die mehr tun, als nur einen marktkapitalisierungsgewichteten Standardindex abzubilden.

Als besonders interessante Möglichkeit in diesem Bereich haben sich in den vergangenen Jahren Faktor-ETFs herauskristallisiert. Mit diesen können Investoren gezielt auf wissenschaftlich belegte Risikofaktoren setzen. Weil Anleger mit Renditeaufschlägen dafür entschädigt werden, dass sie sich diesen Risikofaktoren aussetzen, fungieren die Faktoren zugleich als Renditequellen.

Bekannte Faktoren sind etwa Value (besonders günstig bewertete Aktien) Quality (Aktien von Unternehmen mit hoher Bilanzqualität) oder Total Shareholder Return (besonders hohe Ausschüttungen in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen).

Outperformance ggü. Aktienmarkt

Die Wirksamkeit dieser und anderer Faktoren ist wissenschaftlich gut belegt. Ein Blick auf die historische Entwicklung des Aktienmarktes der Eurozone zeigt: Seit dem Jahr 2000 haben alle wichtigen Faktoren den breiten Aktienmarkt outperformt. Die Überrenditen schwankten zwischen 3 Prozent jährlich für den Faktor Quality und 6 Prozent jährlich für den Faktor Low Volatility, der auf Aktien mit geringen Kursschwankungen setzt.

Beachten sollten Anleger allerdings, dass die Faktorrenditen selbst, aber auch die Korrelationen zwischen den Renditen unterschiedlicher Faktorstrategien im Zeitablauf dynamisch schwanken können. Dies eröffnet Anlegern strategische Optionen zur Verfeinerung ihrer Strategie. Denkbar sind etwa Kombinationen verschiedener Faktorstrategien mit eher defensiven Charakteristika wie Low Volatility und Quality, aber auch offensiv ausgerichtete Portfolios, die auf die stärker zyklischen Faktoren Value und Shareholder Return setzen.

Auch ausbalancierte Portfolios, die eine höhere Zahl von Faktoren mit unterschiedlichen Charakteristika kombinieren, sind denkbar und sinnvoll. Alle Kombinationsmöglichkeiten dienen dazu, das Profil des Aktien-Portfolios so genau wie möglich an die Bedürfnisse jedes Anlegers anzupassen. Denn das ist gerade vor dem anspruchsvollen Hintergrund des „Lower for Longer“-Umfelds wichtiger denn je.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion